Innere und äußere Wärme

Über den doppelten Ressourcenabbau, sinniert Christa Schyboll

Eine Bauernregel besagt: Oktoberhimmel voller Sterne, hat warme Öfen gerne! Das hätte uns natürlich auch jeder Wettermoderator sagen können, weil sternklare Himmel zu kalten Jahreszeiten Sehnsucht nach Wärme im Menschen nun einmal entfachen.

Im Außen ist das für die meisten Menschen gut zu deichseln. Man dreht bei Kälte die Heizung auf, zündet den Kamin an oder macht sonst wie sein Feuerchen. Wie viel Ressourcen man dabei verpulvert, liest man später auf der nächsten Jahresabrechnung. Man wundert sich, glaubt es kaum, flucht leise vor sich hin und zahlt den recht hohen Nachtragsbeitrag, weil einem nichts anderes übrig bleibt, so man im nächsten Winter nicht frieren möchte. Dass man damit aber noch viel mehr bezahlt, was gar nicht zu bezahlen ist, vergisst man vor lauter Ärger. Thema: Ressourcenverbrauch. Um welche fossilen Energieträger es sich dabei auch immer handelt: bis auf Wasser, Sonne und Wind sind die anderen sehr endlich. Vor allem sehr bald sehr endlich. Hier stünde also an, sich auch ein wenig selbst zu beobachten, wie notwendig es denn ist, alles ständig hoch beheizt zu halten – selbst dann, wenn man es sich finanziell leisten kann.

Doch die Ressourcenfrage, die man ökologisch wie ethisch jetzt noch tief ausloten könnte, betrifft nicht nur die äußere Wärmequelle. Es gibt ja auch eine Innenwärme, die nicht nur im Oktober recht kühl sein kann. Was ist mit ihr? Und warum brennt und brummt unser Innenofen denn nicht immer auf angenehmer Temperatur, ohne sich zu überhitzen und ohne sich dabei eine seelische Grippe einzuholen?

Die Sache ist ähnlich. Wir regeln falsch. Wir schaffen es nicht, unsere Wohlfühltemperatur des eigenen Gemütes so rechtzeitig zu drosseln oder mit Energie zu speisen, dass es zu einer dauerhaft gesunden Wärme reicht. Wir frieren an den Gefühlen der anderen und merken oft nicht, dass unsere eigenen Gefühle auch schon Eiskristalle angesetzt haben.

Wir haben oft ein verkühltes Herz, weil wir all den Verletzungen, die wir erlebten einfach nicht standhalten konnten. Oft haben wir an der falschen Stelle des Lebens nicht genug Hitze entwickelt, sondern sind selbst in Starre verfallen. In Entsetzensstarre oder Starre der Angst. Und plötzlich fühlen wir es. Mitten im Oktober, wo doch der Ofen so schöne zischelt und wärmt: Innen ist es kalt. Trotz angenehmer Außentemperatur.

Zeit sich hinzusetzen und nachzudenken, woher dies kommt. Wo haben wir den Regler falsch bedient und wann gelingt uns endlich die Kunst eines dauerhaften eigenen Wohlfühlklimas im Leben?

— 20. Oktober 2011
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