Jogger

Rennen wir doch um unser Leben, ruft Christa Schyboll

Ich habe es schon immer geahnt. Das ganze Desaster mit der Rentenversicherung haben wir den Sportlern zu verdanken. Vor allen den Joggern. Nur weil sie das Laufen nicht sein lassen können, werden die Frauen unter ihnen nun um durchschnittlich 5,6 und die Männer sogar um 6,2 Jahre älter.

Keiner dieser fitten Oldies fragt aber danach, wer denn bitteschön so lange ihre Renten jetzt zahlen soll? Etwa die jungen Fitten? Die kann es ja nicht mehr geben, weil sie sie nicht mehr durch joggen fit halten können, da sie zuviel arbeiten müssen, um die fitten Alten zu ernähren.

Bekannt gegeben wurde dieses erstaunliche Ergebnis auf der Kardiologie-Konferenz "EuroPRevent2012“ in Dublin. Dort wurde festgestellt, dass man bereits mit Sicherheit sagen könne, dass Joggen die Lebenserwartung deutlich erhöht.

Nur frage ich mich, wollen die alle wirklich länger leben? Lohnt sich das denn? Für was denn bitteschön? Was ist dann so toll an dieser Welt, dass man sich dieses Gerenne dafür extra antut! Oder ist die Welt so toll, weil das darin herum joggen so viel Spaß macht?

Nur für die, die es trotz meiner Warnungen nicht sein lassen können: Man fand heraus, dass die ideale Laufgeschwindigkeit dann erreicht sei, "wenn man sich dabei ganz leicht atemlos fühlt“. Schön immerhin, dass Atmen noch sein darf. Und das Idealmaß liegt bei einer und zweieinhalb Stunden täglich.

Aber rennen sie mal soviel, wenn sie eine 40-Stunden-Stress-Woche mit Überstunden, Kindern, Haus, Garten, Einkauf, Wäsche, Kochen, Haushalt, Hobbys, soziale Verpflichtungen haben und dann noch Freundschaften, Blumen und sich selbst pflegen müssen. Machen Jogger das alles nicht? Also irgendwo müssen sie schon abspecken - völlig unabhängig davon, dass sich bei ihnen ja eh nichts ansetzt.

Unabhängig davon, dass es recht egoistisch ist, immer älter zu werden und dann topfit mit Mitte 60 das Handtuch im Beruf zu schmeißen, um sich dann in Fitness-Studios oder Marathonläufen irgendwie tagsüber dann bettmüde zu machen, gebe ich jedoch zu: das mit der Sauerstoffaufnahme ist schon günstig. Denn sie beeinflusst ja vieles und könnte auch verhindern, dass Jogger uns zwar mehr Rente wegen ausufernder Lebenserwartungen kosten, aber dafür eventuell auch weniger Wehwehchen haben und die Krankheitskosten drücken.

Da kann man nur noch hoffen, dass die Jogger mit ihren längeren Lebenszeiten am Ende aber nicht doch noch dement werden und sich das gesparte Krankengeld dann hintenrum doch wieder reinholen. Das wäre echt unverschämt und maßlos.

Wohl an! Rennen wir um unser Leben!

— 06. Mai 2012
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