Sind Sie ein sympathischer Mensch?

Gedanken von Christa Schyboll

Gehören Sie zu jener Art menschlicher Spezies, die man als „grundsympathische Natur“ wahrnimmt? Finden Sie sich selbst sympathisch und leiden drunter, dass andere Ihnen dies nicht spiegeln? Oder wissen Sie schon gleich vorweg, dass vieles an Ihnen eher unsympathisch ist - aber es genau Ihrer eigenen Richtigkeit entstpricht?

Schwierige und spannende Fragen, die man in der Regel nicht einmal mit Ja oder Nein beantworten kann. Der Grund ist, dass das Wahrnehmen eines Menschen von sehr vielen anderen Menschen auch sehr verschieden wahrgenommen wird. Es ist abhängig von der jeweiligen Situation, der jeweiligen Stimmung des Betrachtenden wie des Betrachteten und von jenen geheimnisvollen Dingen, die man als „Wellenlänge“ bezeichnet. Stimmt die „Wellenlänge“ nicht, dann kann ein JA oder ein NEIN in einer Situation für den einen falsch, den anderen richtig sein.

Das, was individuell als „falsch“ oder „ungünstig“, „ungeliebt“ empfunden wird, wird dann allzu schnell in die Schublade der Sympathie oder Antipathie hereingepackt. Nur eher wenige Menschen machen sich die Mühe und untersuchen Ihr eigenes Schnellurteil über diesen oder jenen im Hinblick auf Fairness und das blitzschnelle Zustandekommen in einer tiefen Bauchregion. Und schon passiert, was passieren musste: Das Ungeliebte wird als unsympathisch wahrgenommen, obschon es unter Umständen oft das einzig Richtige war.

All dem liegt aber in erster Linie etwas zugrunde, was eine in der Regel „unausgesprochene Erwartungshaltung“ ist. Manchmal wird sie aber auch subtil oder offen gefordert. Entspricht man einer Erwartungshaltung nicht, rasen die persönlichen Sympathiewerte in den Keller. Warum aber haben wir überhaupt Erwartungshaltungen an andere Menschen? Egal, ob es sich dabei um Erwartungen oder Hoffnungen in Bezug auf Äußerlichkeiten, Schönheitsfragen handelt oder aber um geistige, intellektuelle oder gefühlsmäßige Befindlichkeiten. Ganz stark spiegeln sie sich auch im sozialen Miteinander wieder, wo stille Erwartungshaltungen oft das Grundübel des Streitens sind, weil jeder etwas anderes vom anderen erwartet. Ob zu Unrecht oder zu Recht ist nur im Einzelfall zu klären – wenn überhaupt.

Schrauben Sie also Ihre Erwartungshaltungen herunter, so werden Ihnen vermutlich viel weniger Menschen unsympathisch sein… Verfährt man mit Ihnen aber dann genauso fair, dann wiederum werden Sie mehr Sympathiepunkte auf dem eigenen Konto ganz ohne besonderes Zutun schon erhaschen können.

— 15. November 2009
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