Weihnachten – Die nächstbeste Gelegenheit zur Party?

Die differenzierte Betrachtung einer Chance zum inneren Frieden von Christa Schyboll

Weihnachten, das Fest von Christi Geburt, ist in heutiger Zeit so vielfältig feierlich begehbar, wie es individuell jedem zu Gemüte steht. Das war nicht immer so.

Es gab Zeiten, da war in bestimmten Regionen der Welt Weihnachten als besonderes Datum allein schon deshalb nicht existent, weil keiner davon wusste, nichts und niemand christianisiert war. Oder umgekehrt gab es auch Zeiten, da fiel es so gut wie niemandem ein, das Weihnachtsfest anders als traditionell christlich zu begehen… wenngleich die Traditionen sich ein wenig unterschieden haben. Der Kern aber blieb der gleiche.

Heute gibt es nur noch eine Gemeinsamkeit, die global eine Rolle spielt: Ein Riesengeschäft! Frömmigkeit, Einkehr, Innehalten, Besinnung – all das stört dieses Geschäft nicht. Im Gegenteil, es ist in so manchem ein wunderbares und durchaus angenehmes Beiwerk, das auch noch irgendwie mit zu vermarkten ist. Allein schon durch die Stimmung, die ja nun eine nicht beliebige sein soll, sondern emotional anrührend, damit das Geld locker sitzt. Verführt durch feinste Gerüche für die Sinne, von Backwaren, exotischen Köstlichkeiten oder Düften.

Mit Religion hat das Riesengeschäft schon lange nichts mehr zu tun - dennoch ist es vielleicht nicht nur ein Dorn in den Augen der Kirchen. Denn immerhin kurbelt man sich in gewisser Weise gegenseitig an, was besser gefüllte Kirchen deutlich anzeigen oder das erhöhte Spendenaufkommen. Das immerhin sind auch neue Chancen für leerwerdende Kirchen. Wäre Weihnachten also nicht durch und durch kommerzialisiert, könnte es in heutiger Zeit sein, dass zugleich die Kirchen unter dem finanziellen Aspekt auch weniger zu erwarten hätten. Übrig blieben dann nur noch die wenigen treuen Gläubigen, die still und aus eigenen Impulsen heraus sich innerlich zu dem Fest bekennen. Reicht das für die Kirchen zum geistigen und gesellschaftlichen Überleben allein aus?

Trotz Vorweihnachtspartys, mit denen man in die heilige Nacht heutzutage hineintanzt, ist es aber trotzdem als Familienfest immer noch hoch beliebt – unabhängig davon, wie sehr sich diese Großfamilie (wo es sie noch gibt) dann anschließend bekriegt, beneidet, neu verfeindet – oder den alten Fehdehandschuh vom letzten Jahr friedlich begräbt. Jedenfalls: Man trifft sich, sieht sich, nimmt sich wahr…. Wenigstens das! Der gute Wille wird zelebriert. Vielen wird es auch gelingen, es zu einem harmonischen Familienfest zu gestalten, eingedenk aller Qualitäten, die eine freiwillige Zusammenkunft hat, die heute eher selten geworden ist.

Da wo Weihnachten nicht mehr unbedingt heute das Fest der Liebe ist oder sein kann, weil sich die religiösen Anschauungen sehr gewandelt haben, kann man es aber dennoch nutzen zur Einkehr und in die Besinnung zu einer Sehnsucht, die den innere und äußeren Frieden sucht, nicht nur für die Welt im Großen, sondern auch für die kleine Welt der Familie oder die noch kleinere Welt mit sich selbst…

Urbi et Orbi … und dem eigenen Ich-Raum

— 16. November 2009
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