Weihnachtsvorbereitungen der immateriellen Art

Eine alternative Möglichkeit einer inneren Vorbereitung von Christa Schyboll

Über den Stress der üblichen Weihnachtsvorbereitungen bin ich längst hinaus. Kein Bock drauf. Immerhin habe ich zwölf Monate Zeit, die ich klug dafür nutze. Das heißt nun nicht, dass ich deshalb schon im Sommerschlussverkauf ein Weihnachtsschnäppchen machen muss.

Vielmehr ist es so, dass es einen anderen Stellenwert bekommen hat, seitdem ein anderer ihn zu verdrängen mochte: Nämlich die Weihnachtsvorbereitungen der immateriellen Art. Eine Art geistiger Besinnung, die weniger einen religiösen und dennoch zugleich einen tief-zwischenmenschlichen Hintergrund hat. Auch dies ist eine Rückbindung und somit letztlich doch wieder re-ligio.

Re-ligio also: Rückbindung an Menschen, die ich mag, die mich mögen. Nun ist das ja mit dem mögen, gar lieben, so eine Sache unter uns Menschen. Solange alles paletti ist, fällt es uns leicht. Kommen Probleme auf, wird es oft schwer oder unmöglich. Der Grund: Es stehen immer wieder zu viele Erwartungshaltungen im Raum, die dies und jenes fordern oder wünschen. Solche Forderungen können von uns ausgehen oder aber an uns gerichtet sein. Irgendeiner „belastet“ doch ständig irgendwen mit Ansprüchen, Hoffnungen, Sehnsüchten mit dem fast zuverlässigen Ergebnis einer – Enttäuschung.

Prima!, kann ich da nur rufen! Die Täuschung hat doch ein Ende. Wir ent-täuschen uns und täuschen uns also jetzt nicht mehr. Das passt doch bestens, so man nicht gleich wieder in die Projektion verfällt, dass man aber auf seine Sehnsüchte, Erwartungen oder Hoffnungen nun auch ein eingeborenes Recht besessen hätte. Hat man aber nicht. Zumindest in der Regel. Juristisches Recht ist etwas anderes in manchen Zusammenhängen. Aber die zwischenmenschlichen „Forderungen“ haben oft ja nun einen sehr willkürlichen Charakter, der vor allem von sich selbst und seinen eigenen Befindlichkeiten ausgeht. Dies gilt es mal näher zu untersuchen. Dafür eignet sich die Weihnachtszeit gut, so lange man sich eben nicht mit diesen lächerlichen Stresseinkäufen verzettelt.

November bis Januar sind wunderbare Monate der Einkehr. Mit Selbstkritik zu beginnen, ist nicht schlecht. Dann hat man – bei der Fremdkritik angekommen – bereits ein gutes Fundament für ein Verständnis des Anderssein. Auch jenes, das uns nicht immer in den Kram passt.

Ich finde Jahr zu Jahr schöner und tiefer in diesen neuen Ritus innerer Fragen, in dem ich meine wichtigsten Beziehungen unter die Lupe nehme. Erbarmungslos klar und verständnisvoll zu gleich. Ohne Schwärmerei, aber mit dennoch viel Herzblut.

Meine Form der Weihnachtsvorbereitung hat eine innere Qualität. Sie hat aber kein Rezept, ist nicht käuflich und nicht übertragbar. Aber sie ist kostenlos, jedem Menschen zugänglich und bleibt in jedem Fall eine Einzigartigkeit…

— 16. November 2009
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