Weltuntergang 2012

Wenn der Homo Ludens einfach weiter spielt. Von Christa Schyboll

Angesichts apokalyptischer Bedrohungen in Wendezeiten hat die Branche der Sicherheitstechnik gut gefüllte Auftragsbücher. Wie wir alle wissen, werden wir bald untergehen. Spätestens am 21. Dezember 2012 - wenn der Mayakalender Recht behalten sollte.

Ähnlich den Dinosauriern, die auch sehr plötzlich und völlig unvorbereitet von unserem schönen Planeten verschwanden, bevor sie ihre persönlichen Angelegenheiten noch einmal ordnen konnten. Jedoch waren sie so freundlich, uns einige Skelette zu hinterlassen, damit Hollywood uns wenigstens einige Jahrtausende im nach hinein noch das Gruseln lehren konnte.

Nicht so heute! Wir hinterlassen natürlich mehr als nur ein paar lächerliche Skelette. Wir hinterlassen echte Kultur. Bereits schon am 16.11.1974 wurde die erste Botschaft der Menschheit vom Arecibo Radioteleskop in den Weltraum geschickt – eine Art Graffiti in Bildern und Tönen, damit es keine Missverständnisse über unsere Spezies gibt. Walgesänge, Bach und Chuck Berry mussten vortreten und mitmachen.

Auch wir werden nun zum Jahresende viele schöne Rätsel auf der Erde hinterlassen. So dürfen eine nächste Generation von Menschen oder alternativ besuchswillige Außerirdische darüber grübeln, was zum Beispiel eigentlich all der Schrott in den Meeren zu suchen hatte, wo wir doch im Wesentlichen Landbewohner waren. Oder sie dürfen Strontium und Cäsium messen und werden sich wundern, warum wir soviel von diesem Zeugs erzeugten – wohl wissend, dass es nicht in die Sparte der aufbauenden Präventionsmedizin gehört. Und dann überall die netten kleinen privaten Atombunker all der Milliardäre und die unzerstörbaren schwimmenden Archen, so als hätten wir uns partout nicht entscheiden können, wie und wo wir denn nun überleben wollten, als die Erde mal wieder einmal kräftig hustete.

Und diejenigen, die tatsächlich derzeit noch an ihren Einfamilienhäusern oder Villen lächerliche Kameras anbringen, um habgierige Einbrecher abzuhalten, verpassen offenbar gerade die spannendste öffentliche Diskussion seit Jahren. Nämlich die baldige Endzeit des Homo technicus in seinen Anfängen, der aber bis heute eigentlich lieber den Homo ludens gibt und schrecklich gerne mit allen Feuerchen spielt, die in seine ungeschickten Finger geraten.

— 25. Januar 2012
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