Das auf und ab der Hochkulturen

Dekadenz als Zeichen der Übergänge? Von Christa Schyboll

Was sich die Mayas dabei gedacht haben, ihren uralten und weisheitsvollen Kalender ausgerechnet zur Wintersonnwende 2012 enden zu lassen, werden wir nach 2013 vielleicht ein wenig näher ergründen.

Inwieweit es mit der kosmischen Konstellation zusammenhängt, wissen wir bereits seit langem. Jedoch wissen wir nicht, was passiert oder nicht passiert. Warum aber auch die Hopis, die Hindus und andere Völker auf weiteren Erdteilen um diese Jetztzeit eine große Zäsur voraussagen, kann viele Gründe haben, die sowohl in uralten kosmischen Zyklen liegen, wie sich aber auch aus unserem eigenen Verhalten ergeben. Denn wissen wir nicht schon längst, dass unser Planet tatsächlich an den Rand des Ruins treibt? Ressourcenausbeute, Umweltverschmutzung, Klimawandel, Globalisierung, Kriege, Hunger, Wassernot, Atomkatastrophen, Naturgewalten – mittlerweile leben wir in einem Zyklus, in dem das Abnorme das Normale darstellt. Ständige Katastrophen lassen uns aus der Not heraus all dieser Horrorinflation mittlerweile gelassen entgegen treten. Zumindest so lange, wie man nicht selbst direkt betroffen ist. Für die aber, die betroffen sind, ist es die ganz persönliche Apokalypse. Nicht selten der tödliche Untergang, der ständig irgendwo stattfindet und nachweislich in den letzten Jahrzehnten stark zugenommen hat, was Heftigkeit und Todesraten angeht.

Aber gingen nicht alle uns bekannten Hochkulturen im Laufe der Menschheitsgeschichte unter? Man denke an die griechisch-römische Enddekadenz, denke nur allein an Ägypten, Persien, Mesopotamien oder die indische Hochblüte. Ist es nicht so, dass eine Kultur gleich einer Pflanze sich aufschwingt, sich zur Blüte entfaltet, ihre geistigen, moralischen, technischen Samen entwickelt und wieder verdorrt? Und ist das Verdorren nicht gleichzusetzen mit all der Dekadenz, die sich in alle Hochkulturen nach der Blüte einschlich und sie in die Auflösung brachte? Dekadenz führt immer in den Zerfall und ins Verderben. Gleichzeitig stehen andere Kulturen bei Fuß, ein geistiges großes Erbe zu übernehmen, selbst an den Start zu gehen und eine neue menschliche Hochkultur zu schaffen. Es sind immer Übergänge. Und zwischen diesen Übergängen wirbelt die Zeitenwende, das Chaos, die Unruhe, die sich in allem wieder spiegelt. Religionen und politische Systeme erfahren ähnlich tief greifenden Wandel wie Wirtschafts- und Finanzsysteme, Medizin und Technik mit immer neuen wissenschaftlichen Erkenntnissen, auf die sich ein neues Denken einstellen muss. Jetzt aber, im Zeitalter der Globalisierung und der symbiotischen Verflechtung aller Kontinente ist gleich die ganze Menschheit aufgerufen, die dringend notwendige Umkehr zur Vernunft um des Überlebenswillen endlich gemeinsam zu schaffen.

Die Mayas hatten gewiss das richtige Gespür – oder auch Wissen – für diese Zeitenwende und die Turbulenzen, die damit einher wirbeln und auch unser ganz privates Leben aus den Angeln heben können. Man darf gespannt sein, was uns dieses und die nächsten Jahre bringen wird. Aufmerksamen Beobachtern jedenfalls kann die Zäsur, die gerade in vielem stattfindet, unmöglich entgehen. Das Beste daraus zu machen, ist unsere Aufgabe. Doch all die bilateralen Konferenzen zu Umwelt, Weltfinanz oder Artenschutz tun sich mehr als nur schwer. Schaffen wir den notwendigen Übergang? Vielleicht gibt es so oder so in 2012 erhärtete Tendenzen, die uns zeigen, welche Richtung die Menschheit tatsächlich wählt.

— 21. August 2012
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