Vorräte

Die Rettung der nächsten Generation sucht Christa Schyboll

Dies hier ist für Frauen geschrieben. Es geht auch um Männer. Nun ja, hier und heute nicht um Sex, aber um Vorräte und Männer. Also eine Art Sex für den Gaumen und die Haushaltskasse. Wer immer es sich leisten kann, hält sich welche. Vorräte, nicht Männer. Einer reicht.

Manche bunkern besonders viel, weil jetzt Fukushima war. Oder auch die Sache mit den Tornados in Alabama. 2012 klopft ebenfalls mächtig an unsere abendlichen n24-Tore und ist nicht nur in den Kopf-Kinos der Katastrophenfreaks zuhause. Nur schlimme Sachen! Da braucht man Vorräte. Also ich brauche auch welche. Auch bei uns kann jederzeit etwas passieren. Selbst in Derenburg war ein Tornado am 12. September des letzten Jahres. Wo Derenburg liegt, spielt ja keine Rolle, da es deutsch ist und ich auch in Deutschland lebe. Soweit ist alles normal, alles in grünen Bereich, für die jede, aber auch wirklich jede Frau Verständnis hat. Auch wenn Frauen äußerst Verschiedenes dann bunkern.

Aber was machen jene, die dazu auch noch einen Mann haben, der gerade Zeit hat? Einen, der alles mitkriegt, was da in Kisten und Taschen in Keller oder Schränken verschwindet? Einer, der sich stur weigert, an den baldigen Untergang zu glauben und statt dessen an den BVB glaubt? Oder einen, der einfach nicht rechnen kann? Der nicht begreift, dass die derzeitige Zinsabzocke doch nur so wieder ausgeglichen werden kann, dass man eben nun doch zu der Kiste mit den 1000 Kerzen im Sonderangebot greift, statt nur lächerliche Hundert Teelichter zu nehmen. Hundert, ich bitte Sie! Männer haben ja nicht einmal eine Vorstellung davon, wie schnell sie abbrennen und zu was sie sonst noch alles zu gebrauchen sind. Tauschware. Wertvoll wie Brandy und Gold wenn’s hart auf hart kommt. Das sind Werte! Natürlich betrifft es auch die Lebensmittel. Es gibt nun nicht einmal ständig die polnische Surowa, My?liwska, Góralska, Bia?a, oder Parówkowa im Angebot. Da muss man zugreifen. Notfalls einfrieren. Der nächste Tornado könnte es eventuell verunmöglichen, dass die Ware mit den Spezereien hier je wieder ankommt.

Und das mit den Dosen ist sowieso famos. Frauen wissen genau, wie lächerlich die Aufdrucke mit dem Mindeshaltbarkeitsdatum sind. Lügen, allesamt. Es geht nur um Massenvernichtung bester Produkte. Manche sind fünf, sechs, zehn Jahre länger haltbar. Mein eigenes Leben zeugt davon. Aber das ist ja nicht einmal entscheidend. Viel entscheidender ist doch, was ich damals im Sonderangebot zahlte. DAS sollten die Männer erst einmal nachrechnen! … und dann lieber gemeinsam überlegen, welche Vorräte mit dem dadurch gewonnenen Geld für die Zukunft wieder anzulegen ist. Sozusagen rette ich die nächste Generation, falls doch eine Art nuklearer Kurzwinter kommt.

Doch, gibt es Männer, die solche Überlegungen ernsthaft teilen und bereit sind, diese wirklich sinnvollen Maßnahmen zu stützen?

— 19. Mai 2011
 Top