Zukunft

Ein unbekanntes Etwas, dem wir ausgeliefert sind?, fragt Christa Schyboll

Lächelt jemand beim Gedanken an Zukunft, scheint er schöne Pläne zu haben. Und zudem scheinen sie ihm erreichbar zu sein, weil es sonst keine gute Laune zu verbreiten gäbe.

Andere wiederum ängstigen sich, weisen auf die aktuellen Katastrophen hin und machen die ersten Vorsorgepläne für dieses und jenes, weil sie ja zwei und zwei zusammenzählen können. Wieder andere verfallen in Fatalismus. Tun nichts, lassen geschehen, bleiben stoisch.

Zukunft ist etwas, was offenbar in sich selber liegt, nämlich eben der Zukunft. Da kann man nichts machen. Sie ist ja noch nicht geschehen. Da wir keine Hellseher sind, können wir auch nicht mit Sicherheit sagen, wie sie eintrifft und wie es sich dann für uns persönlich darstellt. Nur dass sie zu Lebzeiten kommt, ist das einzige Gewisse an ihr. Das jedoch ist ein bisschen mager und mag nicht so recht zu befriedigen.

Ich meine, Zukunft ist ein Rohling. Einer, der in der Gegenwart von uns bearbeitet werden soll. Ein Gefäß, das mit dem gefüllt werden will, was später seinen Inhalt auch ausmacht. Stopft man in eine katastrophale Gegenwart weitere falsche Handlungsweisen hinzu, ist leicht zu erraten, was aus der Zukunft wird. Das weiter angewachsene Chaos.

Zukunft ist zu einem hohen Grad steuerbar. Es stimmt jedoch auch, dass es Bereiche gibt, die wir nicht steuern können. Einen Impact zum Beispiel. Einer jener kosmischen Einschläge, die einen so zarten und kleinen Planeten wie die Erde vernichten können. Es mag noch ein paar andere Dinge geben, wie den Polsprung, Hitze und Dürre, schwere Kälteperioden und ähnliches, die wir schwerlich beeinflussen können.

Aber sieht man sich die Umweltkatastrophen an, die bereits detailgenau geplanten Wasserkriege der Militärmächte oder so manche andere tendenziell gefährliche Entwicklung, so stimmt es zwar, dass wir direkt persönlich da auch nicht viel machen können – aber es stimmt schon nicht mehr, als wenn das Ganze für unsere eigene Zukunft schon immer unabwendbar war und bleibt. Von Menschen gemachte Katastrophen, und das sind nun einmal die häufigsten, müssen nicht unsere Zukunft sein, wenn sich nur genug Gegenwehr zueinander findet und sich in gemeinsamen Kräften bündelt. Einer hilft da nicht, viele durchaus, so sie langen Atem haben und zur rechten Zeit in der rechten Art und am rechten Ort sich wehren.

Zukunft und Zeitqualität gehören zusammen, wenn man dieselbe im Jetzt beeinflussen und steuern lernen will. Zukunft ist nichts, was uns passiert, sondern etwas, das wir veranlagen. Eine gute oder schlechte Zukunft ist in den meisten Fällen ja eine Folgerichtigkeit aus vorher Gedachtem und Geplantem.

Denkt man intensiv und weit genug in die Zukunft hinein, untersucht schon jetzt Risiken und Chancen, dann haben die Chancen eine bessere Chance als die Risiken.

Zukunft kann zum Kunstwerk werden. Es braucht Menschen, die die richtigen Fragen stellen und an diese Zukunft mit positiven Aspekten glauben. Aber vermutlich müsste es derzeit viel mehr von diesem Typus geben, damit es auch wirklich gut werden kann.

— 07. August 2012
 Top