Biographie

III.

Verlag und Verbreitung der Lorberwerke

Von Interesse für die Leser ist nun gewiß auch die Verlagsgeschichte der bedeutungsvollen Bücher und Schriften des Sehers. Der erste Wegbereiter, welcher dem Neusalemslicht, die Bahn in die Öffentlichkeit erschloß, war der bekannte Arzt und Schriftsteller Dr. Justinus Kerner, Weinsberg. Dieser unerschrockene Vorkämpfer der Geistlehre und Verfasser des heute noch bedeutsamen Buches "Die Seherin von Prevorst" hatte damals schon einen bedeutenden Namen. Er wurde von Freunden der Lorberschriften auf diese Kundgaben aus der geistigen Welt aufmerksam gemacht, und der Eindruck, welchen er von dem hohen Wahrheitsgehalte erhielt, bewog ihn, den Druck der zwei kleinen Schriften Jakob Lorbers, "Briefwechsel Jesu mit Abgarus" und "Brief Pauli an Laodizea" im Verlage von J. Landherr, Heilbronn, im Jahre 1851 zu veranlassen. Justinus Kerner ist es auch, der den bekannten Arzt, Theosophen und Schriftsteller Dr. Zimpel gewann, sich für die Sache zu interessieren.

Dr. Zimpel reiste ums Jahr 1850 eigens nach Graz, um Lorber aufzusuchen, beobachtete ihn mehrere Monate lang selbst und beförderte dann dessen erste Hauptwerke: "Die Haushaltung Gottes", "Die Jugend Jesu" und "Der Mond", im Verlage von E. Schweizerbart, Stuttgart, zum Drucke. In einem Nachwort zur "Haushaltung Gottes" sagt Dr. Zimpel, als ein Augenzeuge, zur wahrheitsgetreuen Charakterisierung Jakob Lorbers: "Dieser harmlose, stille, fromme Mann ohne eigentliche wissenschaftliche Bildung hat ein vortreffliches Herz und teilt mit allen, die noch bedürftiger sind als er selbst, seine geringe Habe, die ohnehin eigentlich mehr in Almosen besteht, die er von einigen Freunden empfängt; ja er entblößt sich in solchem Grade, daß ihn der Weltverstand für unbesonnen erklären würde."

Die von Dr. Zimpel herausgegebene Jugendgeschichte wurde jedoch bald durch die behördliche Zensur, welche unter starkem kirchlichen Einfluß stand, konfisziert und zerstört, und zwar, wie aus dem Nachwort der zweiten Auflage dieses Buches (herausgegeben 1869 durch Karl August Schöbel, Roßarzt in Söbringen bei Pillnitz) zu ersehen ist, "allein nur wegen der Vorrede des Herausgebers dieses Evangeliums."

Durch die bis dahin veröffentlichten Lorberschriften wurde Johannes Busch in Dresden ein eifriger Freund der Neuoffenbarungen. Er suchte, begeistert von diesen Gnadengaben, lange nach einem geeigneten Verleger, da Lorber selbst in den engen, geistig bedrückten Verhältnissen seiner katholischen steiermärkischen Heimat keine Schritte tun konnte. Da aber Busch auch in Deutschland niemand finden konnte, der sich mit Verständnis und Liebe der Schriften annahm, so entschloß er sich, mit Gottes Hilfe selbst die Sache in die Hand zu nehmen. In den Jahren 1855-1876 konnte er unter großen Opfern an Zeit und Geld die meisten, bedeutenderen Lorberschriften herausgeben. - Hauptsächlich während der ersten Drucklegung des Johanneswerkes war J. Busch dabei freilich oft in Geldnöten. Hier erwies sich ein Anhänger der Lorberwerke, G. Mayerhofer in Triest, immer wieder als besonders eifriger und tatkräftiger Förderer.

J. Busch's freudigstes Hoffen und Streben war, die Drucklegung des ganzen Johanneswerkes vollenden zu können, um dadurch dieses größte Werk der Menschheit zu erschließen. Und im März 1877 konnte er denn auch, als beinahe 84jähriger Greis, diese große Arbeit beenden. Mit einer Mayerhoferschen Nachsendung von Mk. 50.- wurde der Buchdrucker bezahlt, "wonach dann aber auch", so schrieb Busch am 9. März 1877 an den getreuen Freund in Triest, "der Rest meiner Druckkasse nur noch in Mk. 1.80 besteht."

Kurz nach diesem Abschluß und Briefwechsel erfolgte der plötzliche Tod G. Mayerhofers am Karfreitag, dem 30. März 1877. - Zwei Jahre später, 1879, folgte auch der treue Verwalter und Verleger J. Busch dem vorangegangenen Freunde in die ewige Heimat.

Nach Buschs Tod wurde sein verlegerischer Nachlaß auf öfteres Drängen zahlreicher Freunde durch C. F. Landbeck, Bietigheim, erworben, der schon als junger Mann mit G. Mayerhofer durch jahrelange Geistesfreundschaft verbunden und durch ihn mit Lorber bekannt geworden war. Die Restbestände des Busch'schen Verlags vereinigte er in Bietigheim mit den aus Triest eingetroffenen Mayerhoferschen Schriften und betrieb nun mit der ihm eigenen unerschütterlichen schwäbischen Zähigkeit und Tatkraft von seinem elterlichen Anwesen in Bietigheim aus die Herausgabe all dieser Neusalemschriften, auch der bis dahin noch ungedruckten. C. F. Landbeck rückte seine ganze Zeit und Kraft sowie sein ganzes irdisches Vermögen daran. Durch seine eigene Begeisterung wußte er andere Herzen zu erschließen und die Mittel zu beschaffen. Er war Verleger, Korrektor, Organisator, Wanderbote - alles in einer Person. Und nur so - da er sich durch sein Inneres leiten, von außen aber nicht zu viel dreinreden ließ, gelang es, die kostbare Fracht der Neuoffenbarung über das stürmende, finstere Meer der damaligen, materialistisch und ungläubig gesinnten Welt hinüberzuretten an die lichteren Gestade, an welchen wir jüngeren Geschlechter uns heute befinden.

C. F. Landbeck nannte das als Hege- und Verbreitungsstätte der neuen Offenbarungsschriften von ihm gegründete Unternehmen zuerst "Neutheosophischer Verlag". Vom Jahre 1907 an führte er jedoch den Namen "Neu-Salems-Verlag" ein - im Hinblick darauf, daß der Herr Selbst die in der Neubotschaft rein und vollkommen enthüllte Lehre im Großen Evangelium wiederholt als das "Neue Jerusalem" bezeichnet und im Band 9, Kap. 98, auch die Anhänger "Neusalemiten" nennt.

Seit dem Tode C. F. Landbecks (1921) setzt als dessen Rechtsnachfolgerin die Neu-Salems-Gesellschaft, e. V., in Bietigheim, Württemberg, die Tätigkeit in der überkommenen Weise fort.

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