Das Leben ist eine Kunst, in der man nur zu oft ein Dilettant bleibt. Um Meisterschaft zu erringen, muß man sein Herzblut vergießen.

Liebhaben ist ein einschmeichelndes Kind, das dich im Leben festhält oft wider deinen Willen.

Weiße Haare sind die Schaumspitzen, die das Meer nach dem Sturme bedecken.

Junge Mädchen schreiten oft mit so leichtem Fuße über Sümpfe weg, daß der Schmutz kaum die Ferse berührt. Erst auf festem Boden fühlen sie das Gift der eingeathmeten faulen Dünste.

Beim Sieden und Brodeln steigt der Schaum in die Höhe, beim ruhigen Lagern der Rahm.

Man ist nicht des Lebens müde, sondern seiner selbst.

Um Mitternacht gehen die Fröhlichen vorüber; früh um 4 Uhr die Unglücklichen. Vielleicht zwischen Mitternacht und 4 Uhr ist das Glück vorbeigeflogen!

Jede unsrer Thaten wird belohnt ober bestraft. Nur gestehen wir's nicht ein; denn der Lohn scheint uns zu klein, die Strafe zu groß.

Vor lauter Leben fürchtet man endlich selbst den Himmel, als letzte und bitterste Enttäuschung.

In der Jugend ist man eine mittelalterliche Feste mit geheimnißvollen Winkeln, Burgverließen, versteckten Gängen, Wällen und Gräben. Später wird man ein moderner Palast, vergoldet, elegant und reich, der sich nur Auserwählten öffnet. Zuletzt ist man eine weite Halle, die aller Welt offen steht, und die ein Markt ist, oder ein Museum, oder ein Dom, oder ein Friedhof.

Fasten macht Apostel, feine Küche Diplomaten.

Was die Jugend erröthen macht, das entlockt dem Gereiften Thränen und dem Greise ein Lächeln.

Der Jugend Güte ist engelhaft, des Alters Güte ist göttlicher Natur.

Es giebt abstoßende Güte und anziehende Bosheit.

Der einsame Felsen wird immer kantiger, der Kiesel immer runder.

Eine vortreffliche Hausfrau ist stets in Verzweiflung. Oft hätte man lieber, das Haus wäre weniger gut gehalten, dafür aber friedlicher.

Du kannst die Leute nicht lehren, deine Sprache zu sprechen, sprichst du nicht zuvor die ihre.

Das Feuer macht das Wasser kochen. Aber das Wasser löscht das Feuer: Erwärme keinen Undankbaren, er wird dich auslöschen.

Die Erfahrung ist eine alte Frau, die man verehrt, ohne zu fragen, ob ihre Vergangenheit zweifelhaft gewesen.

Welt- und Seekenntniß gewinnt man in den Stürmen. Aber in des alten Seemanns Augen bleibt der Abglanz des Todes, dem er so oft getrotzt hat. zurück.

Man verzeiht dir weder dein Talent, noch dein Gelingen, noch deine Freunde, noch deine Heirath, noch dein Vermögen, kaum dein Unglück; nur den Tod verzeiht man dir und den nicht immer.

Deine Achillesferse entdecken deine Untergebenen viel eher als deine Gleichgestellten.

Es giebt Eltern, die sich an ihren Kindern für die schlechte Erziehung rächen, die sie ihnen selbst gegeben.

Ist dir Jemand zuwider, so wirst du deinen eignen Ueberzeugungen untreu, nur um ihm widersprechen zu können.

Jahrelang mißtraust du deiner eignen Beobachtung, nur weil sie von der der andern Leute abweicht.

Wenn uns eines Andern Fehler verletzt, so stürzen wir uns ins äußerste Gegentheil und sind dann überzeugt, eine Eigenschaft gewonnen zu haben.

Fröhlichkeit kommt von Gott, Heiterkeit geht zu Gott.

Das Leben wird sofort leicht, wenn man sich selber daraus streicht.

Der Himmel läßt sich nicht entreißen, was er gewähren will.

Feinde sind nur nützlich, solange man steigt. Oben angelangt, muß man sie abschaffen.

Freude ist das Leben durch einen Sonnenstrahl hindurch gesehen.

Es ist ein seltenes Glück, wenn der morgende Tag das Gestern rechtfertigt. Das Morgen öffnet die Augen und verschließt zugleich das Herz.

Schreibe dir die sogenannten Wahrheiten auf, die dir Freunde sagen, und dann lies die Widersprüche!

Ein schöner Blick sucht die Seele oder die Sinne.

Wollen wäre Können, wenn alle Mittel erlaubt wären.

Ihr Unglücklichen bildet euch ein, die Jugend zu schützen, indem ihr sie ihres Unschuldpanzers entkleidet!

Die Jugend richtet, das Alter begnadigt.

Wahrheit muß es doch wohl geben. - Wir hätten sie nicht erfunden.

Die »einfache Wahrheit« ist verwickelter als die Frauennatur.

Mit einem erziehungslosen Menschen reden, heißt, zu einem Wilden deutsch sprechen; er hält dich für seinen Feind und wird aggressiv.

Die Erziehung ist des Herzens Hochschule.

Die Erziehung läßt sich in eine Lehre zusammenfassen: Setze dich an deines Nächsten Stelle.

Das Lernen befähigt dich dazu, dich zu erheben, die Erziehung lehrt dich, herabzusteigen.

Ein Schriftsteller sagte: Es giebt Quellenmenschen, Brunnenmenschen, Cisternenmenschen. Er vergaß eine Sorte: Die Sumpfmenschen.

Du kannst selten klüger sein als die Andern, oft ehrlicher, immer selbstloser.

Man steinigt dich zuerst und begnadigt nachher, und wenn du mit gebrochenen Gliedern deine Unschuld beweisest, so tut man dich ins Pfründnerhaus.

Christus schlug man ans Kreuz. Sokrates wurde vergiftet, Phidias des Diebstahls angeklagt – es ist nachgerade eine Ehre, von Zeitgenossen mißhandelt zu werden.

Lärmender Zorn reizt, stummer Zorn erweckt Furcht.

Der erste Sohn der ersten Mutter war ein Empörer und ein Mörder.

Wenn man im goldnen Käfig lebt, träumt man von einem Zellengefängniß als Zufluchtsstätte.

Die Sonne sieht die Welt nur erfüllt von Licht und Wärme.

Fliegen sind Journalisten: Nichts ist ihnen heilig.

Gott und die Sonne verändern ihr Aussehen, je nach dem Ort auf der Erde, von dem aus die Menschen sie betrachten.

Die Kröte sprach zur Kröte von Liebe und fand sie schön.

Gott verzeiht, – die Natur niemals.

Mir sind die altmodischen Schutzengel lieber, als die modernen Moralisten.

Ein Mensch, der seiner Eitelkeit Audienz ertheilt, ist wie eine schöne Frau, die dem letzten Anbeter alle Andern preisgiebt.

Man sagt: Rache ist süß. Den Bienen kostet sie das Leben.

»Was suchet ihr den Lebendigen bei den Todten!« aber öfter noch den Todten bei den Lebendigen.

Die Fische in großer Tiefe verbreiten ihr eigenes Licht. Dem Talent ist einsame Tiefe gut: es muß selber brennen und kann sein Licht nicht borgen.

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