Abraham a Sancta Clara über Schmuck

  • Eine jede will jung sein. Wann sie schon Haar auf dem Kopf hat wie unseres Nachbauren Schimmel, sie will gleichwohl jung sein. Wann sie schon eine Stirn wie Schweizerhosen, sie will gleichwohl jung sein. Wann sie schon ein Paar Wangen wie ein zerlechzter Feuerkübel, sie will gleichwohl jung sein. Wann sie schon ein Maul wie eine ausgebrannte Zündpfanne, sie will gleichwohl jung sein. Wann sie schon Zähn wie ein gestumpfter Rechen, sie will gleichwohl jung sein. Wann sie schon eine Nasse wie ein alter Brunneneimer, der immerzu im Wasser stehet, sie will gleichwohl jung und schön sein, eine schöne Höllena sein. Dessenthalben andere Haar auf dem Kopf, dessentwegen eine Schnur Perl um den Kopf, dessentwegen auf die Wangen ein neues Poliment, dessentwegen ein Maul falscher Zähn, dessentwegen auf die Lefzen ein rotes Gemäl, dessentwegen im ganzen Gesicht ein angestrichenes Fell. O du nobilitierter Madensack!

Abraham a Sancta Clara

deutscher Prediger und Schriftsteller

* 02.07.1644 Kreenheinstetten bei Meßkirch/Württemberg
† 01.12.1709 Wien (Österreich)

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