Franz Grillparzer über Eifersucht
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Eifersucht ist eine Leidenschaft,
Die mit Eifer sucht, was Leiden schafft.
Gedanken von Christa Schyboll zum Zitat
Der Begriff der Eifersucht trägt in seinem indogermanischen Wortstamm schon in etwas sich, was wir auch tatsächlich fühlen: Nämlich etwas Herbes, Bitteres, das zur Sucht/Seuche, Krankheit wird. Hier wird eine schmerzhafte Emotion beschrieben, die sich vor allem dann ereignet, wenn der Eifersüchtige in ungenügendem Maße Liebe, Respekt oder Zuneigung von seinen Mitmenschen erfährt. Auch mangelt es ihm offensichtlich an Anerkennung, die ihm zeigt, wie sehr man ihn wertschätzt.
Mit der Eifersucht geht in den meisten Fällen auch eine starke Verlustangst einher, die den Partner oder sonstige nahe Menschen betreffen kann.
Das Gefühl der Eifersucht entsteht durch das Empfinden einer Vertrautheit mit einer anderen Person, die zumeist weitere Personen aus dieser Vertrautheit ausschließt oder schließen möchte. Gelingt das nicht, wird das Gift dieser Emotion wirksam.
Es beginnt schon im Kindesalter ab dem sechsten Lebensmonat, wo ein Kind eifersüchtig auf die elterliche Zuwendung zu anderen Geschwistern reagieren kann und zieht sich bis zum Tode im hohen Alter fort, sofern man an dieser Untugend nicht selbst regulierend arbeitet und sich die Konsequenzen dieses häufig zerstörerischen Gefühls klar vor Augen führt.
Eifersucht ist eines der Hauptmotive für Mord. Wie viele Tote im Laufe der Menschheitsgeschichte allein auf dieses eine Gefühl zurückzuführen sind, weiß niemand. Die Dunkelziffer dürfte hoch sein. Das zeigt auch die Heftigkeit, mit der Menschen von diesen Gefühlen überrollt werden und welche zentrale Rolle sie im Menschsein spielt. Das sind Gründe genug, sich diesem Gefühl ganz persönlich immer wieder neu zu stellen und sich selbstkritisch zu hinterfragen, ob, wann und auf welche Art man denn selbst in diesen Dingen schon fortgeschritten ist oder am Ende auf einem Niveau stagnierte, das als bedenklich einzustufen ist.
Mit Leidenschaft zum Leid
Konkrete Gründe für Eifersucht kann es viele geben. Häufig jedoch liegt die Problematik in einem selbst. Da dies aber einen ehrlichen Erkenntnisakt braucht, den nicht jeder Mensch aufbringen mag und kann, "bastelt" sich so manch ein Eifersüchtige gern Pseudogründe zusammen, die sein Gefühl sanktionieren sollen. Er sieht Gefahren, wo keine sind oder behauptet sie zwanghaft und verschärft damit seine eigene Lage. Der "Feind" wird zumeist im Partner oder einem anderen nahestehenden Menschen geortet, statt in sich selbst.
Die Leidenschaft, mit der Eifersucht betrieben wird, hat das Zeug für große Bühnendramen und gehört zu den stärksten negativen Gefühlen, zu denen ein Mensch fähig ist. Und das alles im Namen der Liebe, der Treue und Verbundenheit?
Man darf die Tatsache nicht verleugnen, dass Eifersüchtige immer auch unter einem Selbstwert-Defizit leiden, was sie ihre Verlustangst umso stärker erleben lässt. Abhilfe ist möglich. Leicht ist diese zwar zumeist nicht, aber lohnend für den Rest des Lebens. Denn von der Eifersucht befreit zu sein ist ein Stück Freiheit mehr, das unsere Lebensqualität enorm steigert.
Dies zu überwinden, ist fast allen Menschen mit als Lebensaufgabe gegeben. Den einen trifft es dabei besonders hart, der andere mag schon leichter mit dieser Problematik umgehen. Entscheidend ist die eigene Haltung zu sich selbst, die sich in einer gesunden Form von Selbstakzeptanz und Selbstliebe zeigen müsste. Der Mensch, der selbst zu sich steht und sich nicht vom Urteil der anderen alleine abhängig macht, hat sehr gute Karten, die Sache mit der Eifersucht nicht unbedingt zu seinem persönlichen Lebensthema machen zu müssen. Aber dort, wo emotionale Abhängigkeiten und übergroße Bedürftigkeit nach Zuwendung eine entscheidende Rolle spielen, weil sich dieser Mensch in sich selbst zu wenig achtet, kann Eifersucht zum Damoklesschwert werden, dass immer wieder neu mit messerscharfer Klinge hinunter saust und eine eigentlich gute Beziehung vollends durch Eifersucht zerstören kann. So wird man sich selbst zum Schwert. Dabei hat es jeder Mensch in der Hand, diese problematische Emotion steuern zu lernen.
Enden möchte ich mit einem eigenen Aphorismus zum Thema:
Weil Leidenschaft
Leiden schafft
Und Liebesspiel
Nur Liebe spielt
Wird Liebes-Leid
Zum Leidens-Spiel