Friedrich Wilhelm Nietzsche über Das Gute

  • Das Gute ist leicht. Alles Göttliche läuft auf zarten Füßen.

Friedrich Wilhelm Nietzsche

deutscher Philosoph

* 15.10.1844 Röcken bei Lützen in Sachsen
† 25.08.1900 Weimar

Gedanken von Christa Schyboll zum Zitat

"Das Gute ist leicht, alles Göttliche läuft auf zarten Füßen"…das ist der erste Satz meiner Ästhetik, sprach Friedrich Nietzsche! Immer wieder neu umtreibt mich die Frage von Sinn und Zufälligkeit der Existenz. Im Kern stehen das Gute und das Böse und die Frage nach der Konsequenz, wenn man diesen oder jenen Weg im Leben wählt. Häufigste Erscheinung ist wohl eine Kombination von beidem, da beides ja tief in der menschlichen Natur veranlagt ist.

Tiefgläubige haben es einfach: Sie glauben halt was sie glauben. Das, was man ihnen beibrachte… und können oder brauchen es erst gar nicht zu hinterfragen. Glauben reicht. Gott und Teufel, Himmel und Hölle – und dazwischen das dumpfe Menschlein als Spielball der Mächte. Wer aber des Hinterfragens kundig ist, wird sich irgendwann im Laufe des Lebens Fragen stellen, die da lauten könnten:

Ist nach dem Tod alles vorbei? Oder kommt da noch etwas? Warum soll ich lebenslang gut sein, wenn böse sein ohne jegliche Folgen bleibt? Ist das Gute, das Göttliche tatsächlich leicht? Meist eher nicht, Herr Professor! Aber ihre Ästhetik war ja auch aus einem anderen Zusammenhang.

Ist es im Falle einer nachtodlichen Folgenlosigkeit nicht wesentlich angenehmer, gewisse kriminelle Energien – sofern man ausreichend talentiert dafür ist – auszuleben und sich das begrenzte Dasein doch ein wenig gemütlicher zu machen? Zum Beispiel durch das geklaute Eigentum anderer, dass ich ab sofort als mein eigenes betrachte und mir nicht erst erarbeiten muss?

Simpel. Mag sein. Zugleich aber auch wirklichkeitsgemäß. Tagein, tagaus, global. Die "Bösen" drangsalieren die "Guten" – oder die zumindest "etwas Besseren" mit… Gewalt. Sei sie psychisch, physisch oder beides. Selbst mit Rechtsprechung wird Gerechtigkeit gebrochen. Wie also erklärt man sich die zahllosen Ungerechtigkeiten, wenn Leben Sinn machen soll, der über den selbst-gegebenen Sinn hinausführt?

Gibt es da wen oder was, der oder das uns "steuert"? Ein Höheres in uns oder außer uns selbst? Und überhaupt: Was ist der "Geist" des Menschen, ist er etwa leibgebunden? Ihn mit dem Hirn und seinen vielen Interaktionen allein gleichzusetzen, spaltet nicht nur die Wissenschaftler. Zu Recht. Also zeigt sich die Sache doch ein wenig komplizierter, als es uns lieb sein kann.

Inwiefern sind wir tatsächlich freibestimmt im Handeln, leben tatsächlich nach eigenem Willen oder doch mehr als Marionetten, die an merkwürdigen Zufallsfäden kleben? Oder falls wir zwar keine obskuren Marionetten sind, erliegen wir nicht dennoch auch starken Prägungen und Einflüssen, gegen die wir uns kaum wehren können? Ja, die uns nicht einmal bewusst sind, sondern in uns beständig fluten wie die Atemluft?

Warum sind die Unterschiede nicht nur zwischen den Menschen so krass, sondern auch ihre Lebensbedingungen? Alles nur eine Frage historischer Folgerichtigkeit oder gibt noch ganz andere Gründe, die hinter dieser menschengemachten Oberfläche unserer äußeren Lebensbedingungen liegen?

Ist es gar eine kosmische, eine göttliche Dimension, die leichtfüßig daherkommt, auf zarten Füßen? Oder trampelt das Böse nicht erbarmungslos immer wieder auf dem und den Guten herum, bis sie vernichtet sind?

Warum also soll jemand ein "guter" Mensch sein, wenn es sich als "böser" Mensch sehr vorteilhaft leben lässt und danach alles eh "aus" ist? Umgekehrt: Bin ich nur (auch) deshalb ein "guter" Mensch, weil ich doch heimliche Sorge vor eventuellen Konsequenzen habe, falls eben nicht alles "aus" ist? Sollte man nicht schnell ein kleines Kalkül aus Sicherheitsgründen mit einbeziehen? Das wäre zumindest clever. Auf den ersten Blick. Auf den zweiten schon nicht mehr, weil in der Dimension der Transparenz eh alles direkt ans Licht kommt. Selbst ein lügnerisches Kalkülchen dieser Art.

Und die Gretchenfrage: Was ist mit der Unzerstörbarkeit aller geistigen Vorgänge? Tragen nicht auch oder gerade sie volles Leben in sich, auch wenn sich dieses Leben anders darstellt, als das uns bekannte menschlich-irdische?

Weiter: Was weiß man denn schon über Transformationsprozesse und wie ordne ich diese für mich persönlich ein? – Ist es mir vorstellbar, dass alles Seelisch-Geistige transformiert weiterlebt, während nur allein der physische Körper seinen Auftrag am Lebensende schon erledigt hat? Bin ich mit Letzterem allen Ernstes einzig identifiziert? Macht das etwa die Gesamtheit meiner Einzigartigkeit aus?

Wenn ja, welche Konsequenzen hätte ich dann aus diesen Gedanken zu ziehen?

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