Johann Wolfgang von Goethe über Feste

  • Sieh, ein Waldgebüsch bewegt sich
    nach der Stadt hin; aller Gärten
    froher blumenhafter Aufputz
    reißt sich los, um sich ins grüne
    Prachtgehäng hinein zu flechten,
    das der Häuser, das der Hütten
    Ansicht schön verhüllt und zieret,
    das von Giebel sich zu Giebel
    ziehend reicht und kranzbeladen,
    schwankend, frischbelastet schwebt.
    Bunter wird die tiefe Grüne,
    muntrer immer; Band an Bändern
    schlingt sich um, geknüpft zu Schleifen
    krümmt sich's, und die losen Enden
    flattern windbewegt. Zum Laubgang
    siehst du Straßen umgewandelt
    und zum Feiersaal den Marktplatz.
    Außenseiten sind nun Wände,
    Fenster volkverzierte Nischen;
    unter ihnen schmückt die Brüstung
    sich mit bunten Teppichen.
    Hier mit holden Blumenzügen
    spricht's dich an und dort mit goldnen,
    so, als ob dir offne Herzen
    überall begegneten.

Johann Wolfgang von Goethe

deutscher Dichter

* 28.08.1749 Frankfurt am Main
† 22.03.1832 Weimar

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