Johann Wolfgang von Goethe über Mädchen

  • Dienen lerne bei Zeiten das Weib nach ihrer Bestimmung;
    denn durch Dienen allein gelangt sie endlich zum Herrschen,
    zu der verdienten Gewalt, die doch ihr im Hause gehöret.
    Dienet die Schwester dem Bruder doch früh, sie dienet den Eltern,
    und ihr Leben ist immer ein ewiges Gehen und Kommen
    oder ein Heben und Tragen, Bereiten und Schaffen für andre.
    Wohl ihr, wenn sie daran sich gewöhnt, daß kein Weg ihr zu sauer
    wird und die Stunden der Nacht ihr sind wie die Stunden des Tages,
    daß ihr niemals die Arbeit zu klein und die Nadel zu fein dünkt,
    daß sie sich ganz vergißt und leben mag nur in andern!
    Denn als Mutter, fürwahr, bedarf sie der Tugenden alle,
    wenn der Säugling die Krankende weckt und Nahrung begehret
    von der Schwachen, und so zu Schmerzen Sorgen sich häufen.
    Zwanzig Männer verbunden ertrügen nicht diese Beschwerde,
    und sie sollen es nicht; doch sollen sie dankbar es einsehn.

Johann Wolfgang von Goethe

deutscher Dichter

* 28.08.1749 Frankfurt am Main
† 22.03.1832 Weimar

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