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Der Mensch hat dreierlei Wege, klug zu Handeln; erstens durch Nachdenken, das ist das Edelste, zweitens durch Nachahmen, das ist das Leichteste, und drittens durch Erfahrung, das ist das Bitterste.
Gedanken von Christa Schyboll zum Zitat
Ist man in Selbst- und Fremdbeobachtung geschult, kommt man schnell zu dem Schluss, dass Kinder sich gern mit Leichtigkeit für den leichten Weg entscheiden. Sie ahmen nach. Das Nachdenken kommt später und das automatische Hineindenken in die dritte Variante ebenfalls.
Der erwachsene Mensch an sich wählt zumeist die Erfahrung, obschon er doch ein gutes Werkzeug zum Nachdenken besitzt. Immerhin sind über 90 Prozent seines Hirnes unbenutzt. Manche Menschen scheinen seine Benutzung fast vollständig zu meiden. Also geht man den oft so bitteren Weg der Erfahrung im Leben. Überall stoßen wir dann auf Ärgernisse, Unbill, Böses. Mal zwickt es hier, mal schmerzt es da, mal wird es richtig teuer, wenn wir unklug handeln. Alles davon ist unnötig, wenn man es mit Nachdenken probieren würde.
Oder betrachten wir die Nachahmung unter Erwachsenen. Kinder benutzen sie ständig. Allerdings ahmen sie auch alles Mögliche nach. Und das vor allem unreflektiert. Haben sie Glück und sind von nachahmenswerten Handelnden umgeben, werden sich ihre späteren bitteren Erfahrungen in engen Grenzen halten. Sie hatten eine gute Weichenstellung fürs Leben.
Bei Erwachsenen ist das Nachahmen des Guten selten vorzufinden. Dabei ist es überall präsent, wenn man nur richtig hinschaut. Aber der innerlich oft schon steif und stur gewordene erwachsene Mensch, denkt nicht im Traum danach, andere Menschen mit guten Impulsen gewollt und bewusst nachzuahmen. Denn was da nachzuahmen wäre, würde ihn beispielsweise ja Mühe, Geld oder Zeit kosten. Ist das etwa nachahmenswert, wenn es einen so hohen Preis verlangt? Ja. Schon. Aber für die meisten dann eben lieber doch nicht, wenn sie sich dabei am Riemen reißen müssen. Das macht doch einfach keinen Spaß!
Im Wesentlichen hat die Menschheit den dritten Weg gewählt. Würde dieser Erfahrungsweg aber wenigstens durch kritisches Reflektieren begleitet, könnte man die lange Bitternis doch zumindest verkürzen. Stattdessen aber macht der Mensch lieber weiter seine gewohnten Fehler, als sich selbst zu verändern. Denn er ist ja ein Gewohnheitstier. Zudem ist seine Leidensbereitschaft offenbar auch deshalb fast unbegrenzt, weil er die erlebte Bitternis wieder schnell verdrängt, was ihm leichter fällt, als seine schlechten Gewohnheiten zu ändern oder doch den ersten von Konfuzius angemerkten Weg besser zu nutzen: Nämlich die Fähigkeit des Denkens und aus den Ergebnissen Schlüsse fürs Handel zu ziehen.