Martin Luther King über Gewalt

  • Der alte Grundsatz "Auge um Auge" macht schließlich alle blind.

Martin Luther King

amerikanischer Geistlicher und Bürgerrechtler

* 15.01.1929 Atlanta, Georgia (USA)
† 04.04.1968 Memphis, Tennessee

Gedanken von Christa Schyboll zum Zitat

Gibt es Krach, Streit, gar Krieg, rät uns das Alte Testament dazu, die Sache „Aug um Auge, Zahn um Zahn“ anzugehen und zu bekämpfen. Man könnte auch sagen: Wie Du mir, so ich Dir! Der amerikanische Bürgerrechtler und Geistliche Martin Luther King sieht das anders und warnt davor, diesem alten Grundsatz zu folgen und ist der festen Überzeugung, er mache uns schließlich alle blind. Und doch haben wir uns bis heute nicht über dieses alttestamentarische Vorgehen im Kampf um was auch immer erhoben. Sieht man sich unsere Gegenwart an, wird schnell klar, dass die Menschen in Politik, Gesellschaft oder Wirtschaft letztlich immer noch nach diesem Prinzip leben und handeln und sich im Zweifelsfall bis aufs Blut bekämpfen. Die Verwirklichung von Martin Luther Kings Zitat steht also noch in der Warteschlange einer zukünftigen menschlichen Ethik.

Es gibt eine Reihe von Menschen, die dem alten darwinistischen Grundsatz glauben, dass das Recht des Stärkeren letztlich die bessere, vielleicht sogar einzige Überlebenschance bietet. Hier kommt der Sozialdarwinismus ins Spiel, der einen biologistischen Determinismus vertritt, der dann auch auf menschliche Gesellschaften anzuwenden ist. Auf diesen spielte vermutlich Martin Luther King bei seinem Befreiungskampf an. Friedlich sollte er sein. Aber mit Frieden den Unfrieden, die Ungerechtigkeit oder die Unmenschlichkeit des Rassismus zu bekämpfen, bedeutet, einen langen Atem zu brauchen. Den hatte der amerikanische Bürgerrechtler bis zu seiner Ermordung. Dieser lange Atem, diese Geduld aus Einsicht in Bezug auf einen friedlichen Kampf kam aus einer tiefen Erkenntnis heraus, die unter anderem auch dem obigen Zitat zu entnehmen ist.

Martin Luther King wusste, dass es am Ende nur Verlierer geben kann, wenn dieser alte Grundsatz des „Aug um Auge“ als Mittel des Kampfes um das Gute angewendet wird. Man kann das Gute nicht mit dem Bösen erzwingen. Das ist die Blindheit, die auch jetzt noch aktuell vorherrscht, wenn man sieht, wie die Welt zum neuen Wettrüsten aufsteht, weitere Milliarden weltweit in tödliche Waffensysteme investiert, statt sich um die Probleme der Mitmenschlichkeit endlich ausreichend zu kümmern.

King gehörte zu den Visionären eines Friedensbildes, das bis heute nicht verwirklicht ist. Seine Aussage sollten dauerhafte Mahnung an die Politiker der Welt sein, die nicht nur auf Gedenktagen feierlich beschworen wird, sondern in ihren politischen Entscheidungsalltag als ethische Selbstverständlichkeit endlich konkret auch in Beschlüssen und Gesetzen eingehen sollten.

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