Brauch der Zeit! Die leichten Stunden / schießen schneller als kein Fluß. / Zeit hat Flügel angebunden, / Glücke geht auf glattem Fuß. / Gott weiß, was wir morgen machen, / heute laß und lustig sein! / Trauern, Frohsinn, Weinen, Lachen / ziehn bald bei uns aus, bald ein. / Wohl dem, welcher ist vergnüget, / wie sich sein Verhängnis füget!
Gunst, die kehrt sich nach dem Glücke, / Geld und Reichtum, das zerstäubt. / Schönheit läßt uns bald zurücke; / ein getreues Herze bleibt.
Nirgends hin als auf den Mund, / da sinkt's in des Herzens Grund. / Nicht zu frei, nicht zu gezwungen, / nicht mit gar zu fauler Zungen. / Nicht zu harte, nicht zu weich, / bald zugleich, bald nicht zugleich, / nicht zu langsam, nicht zu schnelle, / nicht ohn Unterschied der Stelle. / / Halb gebissen, halb gehaucht, / halb die Lippen eingetaucht, / nicht ohn Unterschied der Zeiten, / mehr alleine, denn bei Leuten.
Schlafe wohl, geliebtes Kind! / So viel tapfre Helden sterben, / ganze Völker gar verderben, / und die Zeit verstiebt wie Wind. / Wie soll denn ein Mensch bestehn, / muß dies Ganze doch vergehn? / Schlafe wohl, wir Armen, wir / bleiben, was wir immer waren: / Jung von Weisheit, alt von Jahren, / unverstandig für und für, / stumm an Mund, an Augen blind, / Kinder, wie wir kommen sind.
Sei dennoch unverzagt! Gib dennoch unverloren! / Weich keinem Glücke nicht, steh höher als der Neid, / vergnüge dich an dir und acht es für kein Leid, / hat sich gleich wider dich Glück, Ort und Zeit verschworen!
Wer sein selbst Meister ist und sich beherrschen kann, / dem ist die weite Welt und alles untertan.