Platon über Diktatur

  • In Elis nämlich und bei den Böotiern und wo man sonst von Beredsamkeit nichts weiß, hat die Sitte einfach dahin entschieden, daß es schön sei, den Liebhabern zu willfahren; keiner, weder jung noch alt, würde es für schimpflich erklären; man wollte sich, denk ich, bei dem Unvermögen zum Reden die Mühe ersparen, die Jünglinge durch schöne Worte für sich zu gewinnen. In Jonien dagegen sowie vielfach anderwärts im Bereich der Barbarenherrschaft gilt es für schimpflich. In den Augen der Barbaren nämlich ist dies infolge des tyrannischen Grundzuges ihres Staatswesens ebenso schimpflich wie die Liebe zur Weisheit und zur Gymnastik. Denn für Herrscher ist es wohl nicht von Vorteil, wenn bei den Beherrschten sich ein starkes Selbstbewußtsein sowie kräftige Freundschaften und Gemeinschaften bilden.

Platon

griechischer Philosoph

* 427 vChr Athen oder Ägina
† 347 vChr Athen

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