Platon

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"Mich dünkt", sprach Zeus im Rat der Götter, "ich habe ein Mittel, daß es weiterhin Menschen gibt, aber sie schwächt, damit sie von ihrem wüsten Wesen ablassen. Ich schneide einen jeden mitten durch." Sprach's und schnitt die Menschen, die Mann und Weib in einem Körper waren, so der Länge nach durch, wie man Birnen zum Einlegen durchschneidet. Als nun das ursprüngliche Wesen entzweigeschnitten war, ging jede Hälfte voller Sehnsucht nach ihrem Gegenstück auf die Suche. Sie umschlangen sich mit den Armen und verflochten sich miteinander im Verlangen zusammenzuwachsen. Sehnsucht und Drang, ein Ganzes zu sein, heißt Eros.

Aber auch Ihr, meine Richter, sollt voller Hoffnung an den Tod denken und dies als eine Wahrheit anerkennen: Daß es für den tüchtigen Mann kein Übel gibt weder im Leben noch nach dem Tode und seine Sache von den Göttern nicht vergessen wird.

Begierden, Lust- und Schmerzgefühle von vielfachster Art wirst du vornehmlich bei den Kindern, Weibern und Sklaven finden, auch bei der geringwertigen Masse der so genannten Freien.

Beginnend mit dem sinnlich Schönen hienieden muß man dem Schönen an sich zuliebe immer weiter emporsteigen, als ginge es eine Stufenleiter hinauf, von einem einzelnen schönen Körper zu zweien und von zweien zu allen schönen Körpern, von den schönen Körpern sodann zu den schönen Lebensberufen und von diesen zu den schönen Wissensgebieten, um schließlich von den Wissensgebieten zu jenem Wissen zu gelangen, das nichts anderes zum Gegenstand hat als jenes Schöne an sich.

Da also die Seele unsterblich und oft wiedererstanden ist und, was hier auf Erden und was im Hades ist, kurz alle Dinge geschaut hat, gibt es nichts, was ihr unbekannt wäre. Mithin ist es kein Wunder, wenn sie imstande ist, sich wiederzuerinnern. Nichts hindert, daß man, wenn man sich nur an eines wiedererinnert - was die Leute dann Lernen nennen -, auch alles andere wieder auffindet, wenn man nur den Mut nicht verliert und die Mühe des Forschens nicht scheut.

Das Fromme ist ein Teil des Gerechten.

Das Gemüt des Kindes muß, fern von Verzärtelung, welche empfindlich, zornig und mürrisch macht, wie von zu großer Strenge, welche Kleinmut und Sklavensinn erzeugt, in einer möglichst heiteren Stimmung gehalten werden.

Das Gute wird bei uns Menschen weit überwogen von dem Übel.

Das Unterliegen im Kampf mit sich selbst ist nichts anderes als Unwissenheit, wie die Herrschaft über sich selbst nichts anderes ist als Weisheit.

Das wäre ja schön, Agathon, wenn es mit der Weisheit so stände, daß sie aus dem Volleren von uns in den Leeren flösse, wenn wir einander berühren, wie es bei den Bechern der Fall ist, wo vermittels eines Wollfadens das Wasser aus dem volleren in den leeren überfließt.

Den Guten nenne ich glücklich. Wer aber Unrecht tut, den nenne ich unglücklich.

Den Tod fürchten, Ihr Männer, ist nichts anderes, als sich weise dünken und es doch nicht sein; denn es heißt, sich ein Wissen einzubilden, das man nicht hat.

Der Anfang ist der wichtigste Teil der Arbeit.

Der Körper ist das Grab der Seele.

Der Rhythmus entsteht aus dem Schnellen und Langsamen, indem diese, vorher auseinanderstrebend, weiterhin in Einklang gebracht werden. Zum Einklang aber verhilft all dem, wie dort die Heilkunst, hier die Musik, indem sie gegenseitige Liebe und Eintracht einpflanzt, und so ist denn die Musik die Kenntnis von den Liebesregungen im Gebiete der Harmonie und des Rhythmus.

Der Unwissende wird also bei den Unwissenden mehr Glauben finden als der Wissende.

Der Zugang zur Macht muß Menschen vorbehalten bleiben, die nicht in sie verliebt sind.

Des Geistes Auge fängt erst dann an, scharf zu sehen, wenn das des Leibes seine Schärfe zu verlieren beginnt.

Die Dichtkunst scheint dem Verstand aller derer gefährlich zu sein, die nicht im Besitze des Gegenmittels sind, nämlich der Erkenntnis der wirklichen Welt.

Die echten Philosophen üben sich im Sterben.

Die ganze Sinnenwelt strebt danach zu sein wie die Ideenwelt, vermag es aber nicht, sondern bleibt dahinter zurück.

Die Gesetze, glaube ich, sind von den schwachen Menschen und von der großen Masse gemacht. Zu ihren Gunsten und zu ihrem eigenen Nutzen stellen diese die Gesetze auf, sprechen sie Lob und Tadel aus! Die Stärkeren unter den Menschen und diejenigen, die imstande sind, ein Übergewicht zu erlangen, wollen sie einschüchtern.

Die Heilkunst ist in der Hauptsache nichts anderes als die Kenntnis der Liebesregungen des Leibes in Bezug auf Füllung und Leerung.

Die Liebe ist ein Zeugen im schönen, sei es im Leibe oder in der Seele.

Die Philosophen sollen Könige, die Könige Philosophen sein.

Die Philosophie bietet mir einen Hafen, während ich andere mit den Stürmen kämpfen sehe.

Die Seele, die nie Wahrheit erkannte, kann nie Menschengestalt annehmen.

Die Staatsleitung also jener Männer, eines Themistokles und der anderen, die Anytos eben nannte, hatte nichts mit Weisheit zu tun und ging nicht von weisen Männern aus. Darum sind sie auch nicht imstande, andere zu ihresgleichen zu machen; denn ihre Bedeutung beruht nicht auf Wissen. Wenn aber nicht auf Wissen, so bliebe nur die Treffsicherheit in wahrer Meinung übrig. Diese also wäre, was die Staatsmänner befähigt, die Staatsgeschäfte richtig zu führen, wobei sie, was das Verhältnis zur richtigen Einsicht anlangt, durchaus nichts voraus haben vor den Wahrsagern und gottbegeisterten Sehern. Denn auch diese verkünden Wahres, und zwar in reichlicher Fülle, ohne doch wirkliche Einsicht zu haben.

Die ständige Sorge um die Gesundheit ist auch eine Krankheit.

Die Trinkgelage, bei denen ein gelegentlicher Rausch nicht ausgeschlossen sein soll, sind als pädagogische Übungen zu organisieren, welche den Trinkenden zur Ertragung von Lust und Genuß geschickt machen, ihn lehren sollen, in der Befriedigung seiner Begierden Herr seiner selbst zu bleiben.

Die Volksredner und die Sophisten haben kein Recht, dem Objekt ihrer Erziehung vorzuwerfen, es sei ihnen gegenüber schlecht - oder sie müssen denselben Vorwurf auch auf sich selbst beziehen, daß sie nämlich denen nicht genützt haben, denen sie zu nützen versprechen.

Diejenigen, die über das Göttliche nicht gut reden, muß man nicht belehren, sondern bessern.

Diese Erörterungen über Poesie scheinen mir eine starke Ähnlichkeit zu haben mit den Trinkgelagen unbedeutender Alltagsmenschen. Da diese nämlich ihre Unterhaltung beim Becher nicht durch sich selbst und ihre eigene Stimme und Rede bestreiten können infolge ihrer mangehaften Bildung, so schrauben sie die Preise für die Flötenbläserinnen in die Höhe: Um hohen Preis mieten sie sich die fremde Stimme der Flöten, und deren Stimme ist es dann, durch die sie sich miteinander unterhalten. Wo aber wohlerzogene und gebildete Trinkgenossen beisammen sind, da siehst du dich vergeblich um nach Flötenbläserinnen, Tänzerinnen und Lautenschlägerinnen; vielmehr sind sie sich selbst genug zur Unterhaltung.

Dieser glaubt doch, etwas zu wissen, was er nicht weiß, ich aber, der ich nichts weiß, glaube auch nicht zu wissen. Ich scheine doch wenigstens um ein Kleines weiser zu sein als dieser, weil ich, was ich nicht weiß, auch nicht zu wissen glaube.

Doch schienen mir, Ihr Athener, den gleichen Fehl wie jene Dichter auch die Meister des Handwerks zu haben: Weil sie so trefflich ihre Kunst ausübten, beanspruchte jeder von ihnen, auch sonst in den größten Dingen weise zu sein.

Du bist doch des Lobes voll für den Homer, und dieser erklärte doch die erste Zeit des Bartsprossens für die lieblichste Zeit der Jugend.

Ein ähnliches Ziel verfolgen auch die Lehrer des Saitenspiels; denn ihre Absicht ist auf Maß und Sittsamkeit gerichtet, sowie darauf, daß die Knaben nicht auf falsche Wege geraten. Zudem legen sie ihnen, wenn sie das Zitherspielen erlernt haben, auch Werke von Dichtern vor, und zwar von lyrischen Dichtern, sie der Melodie anpassend. Die Lehrer versäumen nichts, um den Seelen der Knaben den Sinn für Takt und Harmonie fest einzuprägen, auf daß sie sanfter, taktvoller und harmonischer werden und dadurch tauglicher zum Reden und Handeln.

Eine Seele wird eher entmutigt bei starker geistiger Tätigkeit als bei körperlichen Anstrengungen.

Einem Kind, das die Dunkelheit fürchtet, verzeiht man gern; tragisch wird es erst, wenn Männer das Licht fürchten.

Er soll die Unterhaltung in der Form von Frage und Antwort führen und nicht auf jede Frage hier eine langausgesponnene Rede halten, womit er es ja doch nur auf das Beiseiteschieben der Gründe abgesehen hat. Er will nicht Rechenschaft geben, sondern zieht die Sache nur in die Länge, bis die meisten Zuhörer vergessen haben, wovon eigentlich die Rede war.

Es gibt ein Auge der Seele, mit ihm allein kann man die Wahrheit sehen.

Es gibt kein Gebiet, worüber der rednerisch Gebildete vor der Menge nicht überzeugender sprechen könnte als irgendein Fachmann.

Es gibt nur einen richtigen Weg für jedes Lob, nämlich darzulegen, welcher Art der ist, Von dem die Rede ist, und welche Wirkungen von ihm ausgehen.

Es gilt also wohl der Satz, daß die Tapferen kühn sind, nicht aber der, daß die Kühnen auch alle tapfer sind. Denn Kühnheit kann dem Menschen erwachsen sowohl aus kunstmäßiger Übung wie aus Zorneserregung und Raserei, die Tapferkeit dagegen erwächst aus natürlicher Anlage und richtiger Bildung der Seele.

Es gilt also, um alles zusammenzufassen, die Liebe dem dauernden Besitz des Guten.

Es muß nämlich, wer den richtigen Weg zu diesem Ziele wählt, als Jüngling fürs erste allerdings den schönen Körpern nachgehen, und zwar zunächst, wenn der Führer ihn richtig leitet. einen solchen Körper lieben und in diesem Menschen den Sinn für das Edle und Schöne wecken. Dann aber muß er zu der Erkenntnis kommen, daß die Schönheit in jedem einzelnen Körper verschwistert ist, und, wenn es gilt. der Schönheit der sichtbaren Gestalt nachzugehen, es einen großen Mangel an Einsicht verraten würde, wenn er nicht die Schönheit in allen Körpern als die eine und gleiche anerkennen wollte. Ist er aber zu dieser Einsicht gelangt, dann muß er alle schönen Körper lieben und nachlassen von der ungestümen Leidenschaft für einen einzelnen.

Es scheint mir ungerecht, den Richter zu bitten und durch Bitten freizukommen, sondern belehren und überzeugen muß man ihn. Denn nicht dazu nimmt der Richter seinen Sitz ein, das Recht nach Wohlwollen zu Verschenken, sondern um das Urteil zu finden, und er hat geschworen, nicht gefällig zu sein.

Es soll dabei ganz ähnlich hergehen wie beim Elementarlehrer, der mit dem Griffel den noch nicht schreibfähigen Kindern Linien zieht und sie zwingt, sich mit ihren Schreibversuchen nach diesen Linien zu richten: So hat auch der Staat als Richtschnur die Gesetze aufgestellt.

Gerade aus den Mächtigen gehen auch die besonders lasterhaften Menschen hervor. Freilich hindert nichts, daß sich auch unter diesen gute Menschen finden, und die, welche es sind, verdienen ganz besondere Bewunderung. Denn es ist schwer, Kallikles, und hohen Lobes wert, wenn er die große Macht zum Unrechttun besitzt und sein Leben trotzdem gerecht verbringt.

Gerechtigkeit wird nur dort herrschen, wo sich die vom Unrecht nicht Betroffenen genau so entrüsten wie die Beleidigten.

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