Biografie

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Bettina Wegner

Obwohl die Liedermacherin und Sängerin Bettina Wegner in West-Berlin geboren wurde, wuchs sie im Osten der Stadt auf. Ihre Eltern waren überzeugte Kommunisten, die nach der Gründung der DDR mit Tochter Bettina nach Ost-Berlin übersiedelten.

Dort erlernte sie zunächst den Beruf einer Bibliotheksfacharbeiterin bevor sie 1966 ein Studium an der Schauspielschule Berlin begann. Aber bereits zwei Jahre später wurde sie wieder exmatrikuliert, verhaftet und wegen "staatsfeindlicher Hetze" zu einer Freiheitsstrafe von einem Jahr und sieben Monaten auf Bewährung verurteilt, nachdem sie Flugblätter gegen die Intervention der Warschauer-Pakt-Staaten in der Tschechoslowakei - dem sogenannten "Prager Frühling" - geschrieben und verteilt hatte ("Es lebe das rote Prag!", "Hoch Dubcek!"). Die Erfahrung der Zensur und der Untersuchungshaft prägen sie und spiegelten sich in ihren Lieder wider.

Nach ihrer "Bewährung in der Produktion" besuchte Bettina Wegner eine Abendschule und holte ihr Abitur nach. Anschließend absolvierte sie 1971/72 eine Ausbildung als Sängerin am Zentralen Studio für Unterhaltungskunst und lebt seitdem freischaffend, auch wenn die Arbeitsbedingungen zunehmend schwieriger wurden. Eigene Veranstaltungsreihen wie "Eintopp" und "Kramladen" wurden von staatlichen Stellen verboten. Nach öffentlichem Protest gegen die Ausbürgerung Wolf Biermanns 1976 wurden ihre Auftrittsmöglichkeiten weiter beschnitten. Sie wurde bespitzelt und unter Druck gesetzt. Trotzdem waren ihre Konzerte gut besucht, denn Mundpropaganda war in der DDR sehr wirkungsvoll, wenn es um verbotene Literatur oder Musik ging.

1978 wurde Bettina Wegener durch Dirk Sagers Sendung "Kennzeichen D" einem breiten Publikum im Westen bekannt. Mit dem Lied "Sind so kleine Hände", das ihr erster und größter musikalischer Erfolg im Westen wurde, ergab sich für die Ostkünstlerin die Möglichkeit, ihr erstes Album zu veröffentlichen und wieder arbeiten zu dürfen, denn als "Devisenbringerin" durfte sie nun in den Westen reisen und dort Auftritte geben. Allerdings war dies auch der Anfang vom Ende ihres Lebens in der DDR. Als 1983 ein Ermittlungsverfahren wegen Verdachts auf Zoll- und Devisenvergehen eingeleitet wurde, blieb Bettina Wegner keine andere Wahl als entweder ins Gefängnis zu gehen oder ausgebürgert zu werden. So kehrte sie 1983 nach ihrem Geburtsort West-Berlin zurück. Der Verlust der gefühlten und erlebten Heimat DDR und vor allem der kommunistischen Ideale an die sie geglaubt hatte wurden fortan zu den wichtigsten Themen ihrer Lieder.

2007 verabschiedete sich Bettina Wegner nach über 30 Jahren Tourneen und Plattenveröffentlichungen mit einer Abschiedstournee von ihrem Publikum. Ganz aus der Öffentlichkeit ist sie aber trotzdem nicht verschwunden. Für Benefiz oder besondere Anlässe tritt sie hin und wieder auf und singt für ihr Publikum.

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