Sprichwörter

Überlieferte Weisheiten aus aller Welt

Vor zweihundert Jahren schrieb Goethe:

"Eine Sammlung von Anekdoten und Maximen ist für den Weltmann der größte Schatz, wenn er die ersten an schicklichen Orten ins Gespräch einzustreuen, der letzten sich im treffenden Falle zu erinnern weiß."

Nun hat zweifelsohne nicht jeder das Glück, eine passende Gelegenheit für seine Weisheiten vorzufinden und es schleicht sich schnell der Gedanke ein, dass so manches Sprichwort nicht nur altbacken abgedroschen sondern auch schlichtweg im Laufe der Zeit inaktuell wurde. Aber nicht alles was alt ist muss gleich auch inaktuell sein, wie der auf Cicero zurückgehende Satz "Sparsamkeit ist eine gute Einnahme" zeigt. Dieser harmlos klingende Satz, der inzwischen zu einem Sprichwort wurde, ist nicht weniger als das Grundmotiv für Firmenkonzentrationen in der modernen Wirtschaft und das Grundprinzip der wirtschaftlichen Genossenschaften. Ganz zu schweigen von all den vielen Banken und Sparkassen, die nicht schlecht am Sparen verdienen. Inaktuell? Mitnichten! Sprichwörter sind nach wie vor eine philosophische Schatztruhe randvoll gefüllt mit praktischer Lebensweisheit und politischer Klugheit. Denn vieles, was heute als Sprichwort oder Weisheit firmiert, ist letztendlich nichts anderes als die Lebenserfahrung unserer Vorfahren in wenige Worte zusammengefasst.

Es spricht nichts dagegen, sich die Klugheit vergangener Generationen oder anderer Zeitgenossen zu entleihen, denn auch Goethe bekennt in Faust II:

"Wer kann was Dummes, wer was Kluges denken,
Das nicht die Vorwelt schon gedacht?"

Bildung bedeutet nicht, dass ein jeder eigenes Gedankengut finden muss, das noch nie gedacht wurde, nur um als originell zu gelten. Manchmal ist es schlichtweg sinnvoller, ein kurzes Sprichwort zu zitieren, das die eigenen Gedanken treffend und klar ausdrückt, anstatt einen langen Vortrag zu halten. Und es spricht durchaus für die geistige Flexibilität und Bildung des Zitierenden, wenn er seine Gedanken auf ein treffendes Sprichwort zu projezieren weiß.

In diesem Sinne ist das Stöbern in einer Sprichwortsammlung ein geistiges Abenteuer. Man trifft immer wieder auf Weisheiten die nach neuen Geistesblitzen klingen und einem gleichzeitig selbstverständlich und bekannt vorkommen. Sprichwörter sind deshalb - unabhängig von Alter und Herkunft - immer eine genüssliche Quelle sinnvoller und anregender Gedanken, die, um mit Daniel anders zu sprechen, vielleicht nicht immer einen kultur-historischen Wert haben, wohl aber einen erzieherischen. Denn ein Körnchen Wahrheit enthält letztlich jedes Sprichwort...

Zufällig gewählte Sprichwörter

Ordnung erhält die Welt.

Zu vieles Baden bringt tödlichen Schaden.

Die Liebe treibt die Furcht aus.

Wer im Gefängnis geboren wurde, liebt das Gefängnis.

Das Jahr hat ein weites Maul.

Wer viel fragt, dem wird viel gesagt.

Wo die Löwenhaut nicht ausreicht, da knüpft man den Fuchspelz daran.

Eifersucht ist so alt wie die Menschheit; als Adam einmal zu spät heimkam, fing Eva an, seine Rippen zu zählen.

Gottes Brot verschmähe nicht, und wär' es auch in Essig geweicht.

Man kann die Natur nicht ändern.

Wenn die Sau satt ist, stößt sie den Trog um.

Geht der Weg über das Gebirge, nimm ein altes Maultier! Vielleicht trägt es dich nicht, aber es kennt den Pfad.

Niemand steigt in Gottes Kanzlei.

Zuviel Sorge fällt in den Kot.

Für böse Zungen hilft kein Harnisch.

Selbst wenn der Wolf die ganze Nacht hungernd verbringt, trifft ihn der Argwohn des Menschen.

Flüsse und Berge altern nicht.

Gott hilft dem Schwachen.

Die Augen sind der Liebe Tür.

Wenn eine Frau die Hosen anhat, hat sie ein Recht darauf.

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