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Friedrich von Bodenstedt

Friedrich Martin von Bodenstedt wurde am 22. April 1819 in Peine südlich Hannovers geboren. Er wuchs in einer Kleinstadtfamilie auf, wo er zwar konservative Tugenden lernte, aber bereits als Kind wenig geistige Anregung und später als junger Mann wenig Halt bekam. So wurde Bodenstedt auch mehr durch Zufälle zum Weltmann, der jedoch seine spießbürgerliche Seite nie ganz ablegen konnte.

Die Grundlagen seines Wissen erarbeitete sich der junge Bodenstedt selbst durch Anknüpfen an den Unterricht der Stadtschule und dreier lutherischer Pfarramtskandidaten, von denen er Unterricht erhielt.

Aber bereits der Knabe zeigte, Talent und Drang zu poetischer Improvisation und Gelegenheitsdichtung. Dazu kamen Fleiß bei Dingen die ihn interessierten, sowie ein und unruhsamer Wandertrieb, der ihn ein Leben lang begleiten sollte.

Als Bodenstedt 13 Jahre alt war, kam aufgrund einer Krankheit des Vaters nach Braunschweig, wo er auf Wunsch der Eltern eine kaufmännische Ausbildung an einer Privatlehranstalt. Bodenstedt war froh, dem Landleben zu entkommen und sträubte sich weder gegen die eigentlich ungeliebte Kaufmannslehre und versuchte sogar des Vaters Verbot zu folgen, keine Verse mehr zu schreiben, was gegen seine innersten Gefühle verstieß. So trat er als Lehrling in ein Handelshaus ein. Aber der Lust an Geistesbildung und dichterischer Übung folgend bildete er sich heimlich weiter, bis er sich dazu durchring, die auferlegten Fesseln abzuwerfen und in Göttingen ein Studium der Philosophie, Philologie, Geschichte, Literatur und neueren Sprachen begann.

Bereits in Braunschweig hatte Bodenstedt neben Französisch auch das Englische erlernt und mit 16 Jahren "Macbeth" übersetzt. Dank seines vertrauten Umgangs mit der Familie eines Rittmeister Küster konnte Bodenstedt Verbindungen nach Russland knüpfen und reiste im Spätherbst 1841 per Dampfer nach Petersburg und wenig später weiter nach Moskau, wo er bei Küsters Bruder ein Unterkommen fand. Bodenstedt lernte Russisch und wurde Erzieher der beiden Söhne des Fürsten Michail Galizin.

In dieser Umgebung hatte Bodenstedt Gelegenheit, die Aristokratie, die Sitten und Anschauungen sowie die Sprache Russlands intensiv kennen zu lernen. Bodenstedt nutze dies als Inspiration für eine verdeutschte Auswahl russischer Lyrik und einige kleinrussischer Volkslieder.

Im Herbste 1843, nach dem Ende der Erziehertätigkeit, zog Bodenstedt weiter nach Tiflis, wo er als Lehrer an einem Gymnasium tätig wurde. So konnte Bodenstedt auch Sprache, Brauchtum und Kultur des Kaukasus erforschen, insbesondere Georgien und Armenien

In Tiflis selbst hatte Bodenstedt reichlich internationalen Verkehr in den nach Geburt und Bildung feinsten Kreisen. Hier lernte er Orientalisten Dr. Georg Rosen kennen. Auch wurde er durch den aserbaidschanischen Dichter Mirze Sefi Vazeh in die Sprachen der Kaukasusregion eingeführt.

Im April 1845 erließ er das gastliche Tiflis, wo er die eindrucksvollste Zeit zugebracht und seine Jugend abgeschlossen hatte, das ihm, wie er es im Alter ausdrückte, der eigentliche Ausgangspunkt seiner schriftstellerischen Wirksamkeit geworden war. Bodenstedt reiste weiter an die Küsten des Schwarzen Meeres und durch die Krim nach Konstantinopel, wo er mehrere Monate Aufnahme bei der europäischen Diplomaten-Gesellschaft und vielfache Anregung für seine orientalistisch-völkerpsychologischen Studien fand.

Im Spätsommer 1845 machte er über die anatolischen Gestade, die ägäischen und ionischen Inseln, Dalmatien die Heimfahrt, landete in Triest und reiste, über Wien, Prag, Dresden, wo er Kunstschätze und historische Denkmäler besichtigte und sich an Theater und Musik ergözte, in den Geburtsort zurück. Doch die dortigen kleinlichen Verhältnisse stießen ihn ab. Bodenstedt wollte noch Wissenslücken ausfüllen und sein Werk über die Kaukasusvölker vollenden. Aber in Göttingen fehlte ihm bald künstlerische Anregung. So zog er weiter nach München wo er ab 1854 Professor für Slawistik und Altenglisch war.

1867 wurde er Intendant des Hoftheaters in Meiningen, bevor er sich 1878 nach Wiesbaden zürückzog, wo er am 18. April 1892 verstarb.

Friedrich Martin von Bodenstedt verfasste viele Berichte über den Kaukasus und seine Beobachtungen während seiner Reisen. Sein größter Erfolgt waren seine "Lieder des Mirza Schaffy", die zuerst als "Hegire" aus den Wirren des Jahres 1848 in dem Buch "Tausend und ein Tag im Orient" 1850 erschienen, in dem Bodenstedt seine Reiseerlebnisse in Kaukasien und Armenien schildert. "Die Lieder des Mirza Schaffy" wurden die erfolgreichste und populärste orientalistische Veröffentlichung des 19. Jahrhunderts und überstrahlen bis heute alle anderen Werke Bodenstedts, obwohl auch seine Gedichte und seine Übersetzungen russischer Dichter große Beachtung fanden.

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