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Heiner Geißler

Der Rechtanwalt Heiner Geißler ist ein kritischer CDU-Politiker über den Franz Josef Strauß einmal sagte, er sei ein "notorischer Querdenker". Geißler wird dies wohl als Kompliment aufgefasst haben. Denn war er während seiner aktiven Zeit für die CDU bekannt für seine harte Linke gegen linke Politik, so irritierte er die politischen Freunde und Gegner im Alter mit eher linksorientierten Gedanken.

Unvergessen ist Geißlers polarisierendes Statement in der Bundestagsdebatte über die Sicherheitspolitik am 15. Juni 1983: "Ohne den Pazifismus der 30er Jahre wäre Auschwitz überhaupt nicht möglich gewesen." .

Geißler selbst sah sich immer als unabhängig und sagte im März 2010 recht selbstbewusst: "Finanziell war ich immer unabhängig, ich musste nie von der Politik leben. Ich bin Volljurist, ich war Richter, ich war Rechtsanwalt - das hätte ich jederzeit wieder machen können."

Geboren wurde Geißler am 3. März 1930 in Oberndorf am Neckar und auf Heinrichjosef Georg "Heiner" Geißler getauft.

In der Endphase des Zweiten Weltkrieges wurde er wie viele Jugendliche zum Schanzdienst eingezogen. Ihm gelang jedoch die Flucht nach Hause.

Mit 16 Jahren kam er auf das von Jesuiten geleitete Kolleg St. Blasien im Schwarzwald, eine Eliteschule die auch Kindern aus sozial schwächeren Familien offen stand.

Nach dem Abitur trat er 1949 mit 19 Jahren als Novize dem Jesuitenorden bei. Er verließ den Orden jedoch nach vier Jahren wieder, bevor er die Ordensgelübde Armut, Keuschheit und Gehorsam hätte ablegen sollen. Er sagte später dazu: "Mit 23 Jahren habe ich gemerkt, ich kann zwei – also mindestens eins – dieser Gelübde nicht halten. Die Armut war es nicht."

In der Folgezeit studierte Geißler Philosophie an der von Jesuiten betriebenen Hochschule für Philosophie München und anschließend Rechtswissenschaften in München und Tübingen. Sein juristisches Studium schloss er 1957 mit dem ersten Staatsexamen ab. 1962 folgte das zweite Staatsexamen. 1960 promovierte er mit der Schrift "Das Recht der Kriegsdienstverweigerung nach Art. 4 Abs. 3 des Grundgesetzes" zum Dr. jur..

1962 arbeitete er zunächst als Richter am Amtsgericht Stuttgart und war dann von 1962 bis 1965 als Regierungsrat Leiter des Ministerbüros des Arbeits- und Sozialministers des Landes Baden-Württemberg Josef Schüttler.

Politsch war Geißler stets in der CDU zuhause. Im Jahr 1956 gründete er mit Erwin Teufel, Franz Sauter und Josef Rebhan den Kreisverband Rottweil der Jungen Union und war von 1961 bis 1965 Landesvorsitzender der Jungen Union Baden-Württemberg.

1977 wurde Geißler Generalsekretär der CDU gewählt, ein Amt, das er 12 Jahre hielt. Nach Differenzen mit Helmut Kohl über den weiteren Kurs der CDU wurde er 1989 nicht mehr für das Amt vorgeschlagen.

Bis 1998 gehörte Geißler weiterhin dem Präsidium der CDU an und war von 1994 bis 2002 Mitglied im Bundesvorstand der CDU. Auch blieb er stellvertretender Fraktionsvorsitzender der CDU bis 1998.

Im November 1999 räumte Geißler im Rahmen der CDU-Spendenaffäre ein, dass die Partei in der Ära Kohl schwarze Konten geführt hatte.

Bis zu seinem Rückzug aus der aktiven Politik war Heiner Geißler von 1965 bis 1967 sowie von 1980 bis 2002 war Geißler Mitglied des Deutschen Bundestages. Er war dabei stets direkt gewählter Abgeordneter.

Von 1971 bis 1979 gehörte Geißler zudem dem Landtag von Rheinland-Pfalz an.

Von 1967-77 war Geißler Sozialminister in Rheinland Pfalz und in den Jahren 1982 bis 1985 Bundesminister für Jugend, Familie und Gesundheit unter Bundeskanzler Helmut Kohl.

Seit 1997 vermittelte Geißler regelmäßig in Tarifkonflikten und war dabei mehrfach als Schlichter tätig. In den Jahren 2010 und 2011 war er Schlichter im Konflikt um das Bahnhofsbauprojekt Stuttgart 21.

Heiner Geißler war Kuratoriumsmitglied der Stiftung Wings of Hope Deutschland und bis ins hohe Alter ein gefragter Redner und Gast in Diskussionssendungen.

Am 11. September 2017 starb Heiner Geißler in Gleisweiler.

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