Biografie

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Helmut Schmidt

Helmut (Heinrich Waldemar) Schmidt kam am 23. Dezember 1918 in Hamburg zur Welt. Nach dem Abitur im März 1937 an der Lichtwarkschule in Hamburg leistete Schmidt zunächst seinen sechsmonatigen Arbeitsdienst ab. Am 1. Oktober 1937 wurde Helmut Schmidt zum Wehrdienst bei der Flakartillerie in Vegesack eingezogen. Von 1941 bis 1942 diente Schmidt als Offizier an der Ostfront und wurde anschließend bis 1944 als Referent für Ausbildungsvorschriften der leichten Flakartillerie im Reichsluftfahrtministerium in Berlin und in Bernau eingesetzt. Als Angehöriger dieses Ministeriums wurde Oberleutnant Helmut Schmidt als Zuschauer zu den Schauprozessen des Volksgerichtshofes gegen die Männer des Attentats vom 20. Juli 1944 abkommandiert. Angewidert vom Verhalten des Vorsitzenden Richters Roland Freisler, ließ sich Schmidt von seinem vorgesetzten General von der Zuhörerschaft entbinden.

Im April 1945 geriet Helmut Schmidt in britische Kriegsgefangenschaft aus der er am 31. August 1945 wieder entlassen wurde.

Nach seiner Entlassung aus der Kriegsgefangenschaft studierte Schmidt in Hamburg Volkswirtschaftslehre und beendete sein Studium 1949 als Diplom-Volkswirt. Im Anschluss war er bis 1953 bei der von Karl Schiller geleiteten Behörde für Wirtschaft und Verkehr der Freien und Hansestadt Hamburg tätig. Hier leitete er von 1952 bis 1953 das Amt für Verkehr.

Seit 1983 ist Helmut Schmidt Mitherausgeber der Wochenzeitung Die Zeit und Mitglied des Vereins Atlantik-Brücke und Ehrenpräsident der Deutsch-Britischen Gesellschaft.

Schon früh nach dem Krieg trat Helmut Schmidt der SPD bei und engagierte sich zunächst im Sozialistischen Deutschen Studentenbund (SDS) dessen Vorsitzender er 1947/48 war. Von 1953 bis zum 19. Januar 1962 und von 1965 bis 1987 war Schmidt Mitglied des Deutschen Bundestages und ab seinem Wiedereinzug 1965 stellvertretender Vorsitzender der SPD-Bundestagsfraktion. Nach Von 1967 bis 1969, während der ersten Großen Koalition der Bundesrepublik, hatte er schließlich den Vorsitz der Fraktion inne. Vom 27. April 1967 bis 1969 leitete er den Fraktionsarbeitskreis Außenpolitik und gesamtdeutsche Fragen. Auf Bundesebene war Helmut Schmidt von 1968 bis 1984 stellvertretender Bundesvorsitzender der SPD.

Auch auf europäischer Ebene war Helmut Schmidt aktiv. Vom 27. Februar 1958 bis zum 29. November 1961 war er Mitglied des Europäischen Parlaments

Im Laufe der Jahre hatte Helmut Schmidt auch diverse öffentliche Ämter inne. Besonders in Hamburg liebt man ihn auf Grund seines beherzten Krisenmanagements als Hamburger Innensenator während der Sturmflut 1962 als er - ohne dazu durch gesetzliche Grundlagen legimitiert zu sein - seine Kontakte zur Bundeswehr und NATO nutzte, um mit Soldaten, Hubschraubern, Pioniergerät und Versorgungsgütern von Bundeswehr und Alliierten schnelle und umfassende Hilfe zu ermöglichen. Schmidt schuf damit ein Vorbild für Einsätze von Bundeswehr und Militärressourcen im Inland im Rahmen von Amts- und Nothilfe bei Naturkatastrophen.

Nach dem Wahlsieg der SPD in der Bundestagswahl 1969 berief Bundeskanzler Willy Brandt Helmut Schmidt am 22. Oktober 1969 als Bundesminister der Verteidigung in die neue Bundesregierung. In Schmidt Amtszeit wurde der Grundwehrdienst von 18 auf 15 Monate verkürzt und die Gründung der Bundeswehruniversitäten in Hamburg und München beschlossen.

Am 7. Juli 1972 übernahm Helmut nach dem Rücktritt von Professor Karl Schiller das Amt des Finanz- und Wirtschaftsministers und blieb nach der Bundestagswahl 1972 Bundesminister für Finanzen.

Nach dem Rücktritt Willy Brandts als Regierungschef wählte der Bundestag Helmut Schmidt am 16. Mai 1974 zum 5. Kanzler der Bundesrepublik. Die größten Herausforderungen während seiner Amtszeit waren die weltweite Wirtschaftsrezession und die Ölkrisen der 1970er Jahre, die die Bundesrepublik unter seiner Führung besser überstand als die meisten anderen Industriestaaten, sowie der Terrorismus der Rote Armee Fraktion (RAF) im sogenannten „Deutschen Herbst“.

Schmidt war ein entschiedener Befürworter der Kernenergie. In seine Amtszeitfällt auch der sogenannte NATO-Doppelbeschluss, der die Aufstellung von Mittelstreckenraketen in Westeuropa vorsah, dies aber mit einem Verhandlungsangebot an die Sowjetunion verband, beiderseits auf diese Waffensysteme zu verzichten.

Auch nach dem Ende seiner Amtszeit als Bundeskanzler blieb Helmut Schmidt politisch aktiv, wenn auch nur noch in zweiter Reihe und in erster Linie als Berater. Er genießt heute aufgrund seiner Persönlichkeit, seiner Geradlinigkeit und auch seiner Kompetenz in diversen Fachfragen höchstes Ansehen weit über die Grenzend er SPD hinaus. Schmidt blieb ein streitbarer Geist bis ins hohe Alter und sagte meist geradeheraus was er dachte und für richtig hielt. Sein bekanntes und gleichermaßen gefürchtetes Redetalent brachte Helmut Schmidt den Beinamen "Schmidt Schnauze" ein.

Zu seiner nie nachlassenden politischen Motivation äußerte sich Schmidt 2008 im Gespräch mit Ulrich Wickert (Die Welt, 20. Dezember 2008):

"Ehrgeiz ist ein Begriff, den ich auf mich nicht anwenden würde; natürlich lag mir an öffentlicher Anerkennung, aber die Antriebskraft lag woanders. Die Antriebskraft war typisch für die Generation, der ich angehört habe: Wir kamen aus dem Kriege, wir haben viel Elend und Scheiße erlebt im Kriege, und wir waren alle entschlossen, einen Beitrag dazu zu leisten, dass all diese grauenhaften Dinge sich niemals wiederholen sollten in Deutschland. Das war die eigentliche Antriebskraft. "

Helmut Schmidt zeigte als Innensenator eindrucksvoll, dass politisches Handeln wirkungsvoll sein kann. Er räumte eigene Fehler als Bundeskanzler ein - u.a. im Umgang mit seinem anfänglichen Nachgeben gegenüber Terroristen - und war volksnah. Er interessierte sich für Kunst, Musik und Philosophie und bis was er immer war: Schmidt Schnauze. Die Menschen liebten ihn dafür uns verziehen ihm sowohl seinen immensen Tabakkonsum, den er auch in öffentlichen raucherfreien Zonen zelebrierte, und seine mitunter harten, schmerzhaften aber wohl auch zutreffenden kritischen Kommentare.

Am 10. November 2015 starb Helmut Schmidt in seiner Heimatstadt Hamburg.

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