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Jens Baggesen

Jens Baggesen ist zwar von Geburt ein Däne; seiner Bildung und seinen trefflichsten schriftstellerischen Leistungen nach gehört er jedoch zur deutschen Literatur. Baggesen publizierte einen Teil seiner Werke urschriftlich auf Deutsch und wurde schon zu Lebzeiten als Dänischer Wieland verehrt.

Obwohl am 15. Februar 1764 in Korsör in Dänemark geboren, erhielt Baggesen seine wissenschaftliche Bildung in Deutschland. Er studierte die Literatur der Alten, und sein forschender Geist durchdrang die Tiefen der Kant'schen Philosophie mit Wärme und Beharrlichkeit. Glühend für die Beförderung des Lichts und der Aufklärung, befreundete er sich innig mit seinen großen Geistesverwandten, Johann Heinrich Voß und dem erhabenen Friedrich Gottlieb Klopstock; auch mit der Familie Reimarus in Hamburg und dem trefflichen Reinhold in Jena.

Auf einer Reise in die Schweiz lernte er in Bern des großen Albrecht von Haller's Enkelin, Sophie, kennen, und knüpfte mit ihr das Band der Liebe und Ehe. In Gesellschaft von Friederike Brun und Cramer durchreiste er das südliche Frankreich; später allein - unterstützt von seinem Gönner, dem Prinzen von Holstein-Augustenburg - Italien, wo er Fernow traf, der ihn fortan begleitete.

1796 kehrte Jens Baggesen in sein Vaterland zurück. Er erhielt in Kopenhagen eine mit wenig Mühe verknüpfte Anstellung, die ihm ein reichliches Einkommen sicherte.

Einige Jahre später besuchte Baggesen Paris. Die großartige Verwickelung der damaligen Verhältnisse machten auf sein phantasiereiches Gemüt tiefen Eindruck; ihm verdanken wir einige seiner schönsten Gedichte. Von Paris ging er auf die Einladung seines Verwandten, eines Herrn Haller, damaligen Oberschatzmeisters der italienischen Armee, nach Italien; im Gefolge des französischen Feldherrn (Bonaparte's) war der Sieg; – vor seinen Schritten stürzten Throne und Bischofsstühle um und Dynastien verwehten wie dürres Laub. Da hatte der Oberschatzmeister des Siegers Manches zu verschenken. Baggesen erhielt eine herrliche Villa in der Nähe von Modena.

1796 wurde Baggesen zum Propst, 1798 zum Schulpräpositus und Theaterdirektor ernannt. Er gab diese Ämter aber nach einigen Jahren wieder auf und zog 1800, nach dem Tod seiner Ehefrau, nach Paris. Dort heiratete er ein zweites Mal und lebte mit seiner Familie in beneidenswerten Verhältnissen eine Reihe von Jahren.

1811 erreichte ihn der Ruf zum Professor der dänischen Sprache und Literatur in Kiel, dem er folgte. 1814 nahm er seine Entlassung und ging nach Kopenhagen, wo er, ohne weitere Anstellung, ganz von den Früchten seines literarischen Fleißes lebte.

Mit Adam Gottlob Oehlenschläger, dessen Bestrebungen ihm nicht zusagten, sah er sich bald in unangenehmem Verhältnis, und da er darum dessen Freunden missfiel, bald einer mächtigen Partei feindlich gegenüber, die er mit allen ihm zu Gebote stehenden Waffen des Witzes und der Satiere, und mit aller ihm eigentümlichen Heftigkeit bekämpfte. Indessen verleidete ihm dieses Verhältnis seinen Aufenthalt in Kopenhagen so sehr, dass er nach einigen Jahren wieder nach Paris in der Absicht zog, dort den Rest seiner Tage zu verleben. Seine Gesundheit war wankend geworden unter der Bürde des Alters. Im Sommer 1826 hatte er Böhmens Heilbäder mit Erfolg angewendet, und nun wollte er noch einmal seine Kopenhagener Freunde sehen. Aber auf dem Wege dahin, in Hamburg, ereilte ihn der Tod. Baggesen starb am 3. Oktober 1826.

Als Dichter ist Baggesen vorzüglich im Liede und der Idylle, komischen und satirischen Inhalts, groß; aber auch als Dichter des Erhabenen, worin ihm Klopstock Vorbild war, hat er sehr Bedeutendes geleistet. Mehrere seiner Oden gehören zu dem Trefflichsten, was wir in dieser Gattung besitzen. Sein idyllisches Epos – »Parthenais oder die Alpenreise« – ist von phantastischen Auswüchsen nicht frei; enthält aber herrliche und erhabene Schilderungen der Natur, und die Korrektheit und der Wohlklang seiner Hexameter steht den Voß'schen gleich. In dänischer Sprache ist sein Gedicht »die Jahreszeiten« sehr geschätzt; und viele seiner dänischen Lieder sind Volkslieder geworden.

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