Biografie

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Rainer Maria Rilke

Rilke, der zu Recht als einer der bedeutendsten Lyriker deutscher Sprache gilt, wurde am 4. Dezember 1875 in Prag als René Karl Wilhelm Johann Josef Maria geboren. Zur damaligen Zeit gehörte Prag, wie ganz Böhmen, zu Österreich-Ungarn. Neben seinem lyrischen Werk verfasste Rilke auch einen Roman, eine Reihe von Erzählungen und übersetzte u. a. auch Lyrik und Literatur aus dem Französischen. Ein nicht unerheblicher Bestandteil seines Schaffens ist auch seinem umfangreichen Briefwechsel zuzuordnen.

Die Eltern Rilkes ließen sich scheiden und das Verhältnis zwischen Mutter und Sohn war zudem belastet durch den frühen Tod der ältesten Tochter. Ihrer psychischen Befindlichkeit ist es wohl zuzuordnen, dass die Mutter Réné (franz: der Wiedergeborene) emotional an sich band und ihn in ihrem Verlustschmerz in die Rolle der verstorbenen Schwester drängte. Zeugnis davon sind die Bilder mit den Mädchenkleider und dem langen Haar des kleinen Buben. Die Militärrealschule in St. Pölten brach Rilke ab, weil er dem Drill nicht gewachsen war. Zurück in Prag bestand er später das Abitur mit Auszeichnung und begann dort sein Studium der Literatur, Kunstgeschichte, Philosophie und ab 1986 der Rechtswissenschaft in München.

Eine entscheidende Begegnung ereignete sich 1897 mit der Literatin Lou Andreas-Salomé. Mit der verheirateten Intellektuellen verband ihn ein intensives Liebesverhältnis, das bis 1900 andauerte und dann aber in eine lebenslange Freundschaft überging. Sie blieb einer der wichtigsten Menschen in seinem Leben. Die Rolle der Muse und Mutter schien sie perfekt auszufüllen, wenn man den Worten Sigmund Freuds Glauben schenken darf. Aus Réné wurde nun Rainer und 1998 erfolgte eine erste Italien-Reise und darauf eine erste und dann zweite Russlandreise mit Lou Andreas-Salomé.

Anlässlich eines längeren Besuches bei Heinrich Vogler lernte Rilke die Bildhauerin Clara Westhoff kennen und lieben. Die Hochzeit erfolgte 1900 im Frühjahr – und 1901 wurde ihre Tochter Ruth geboren. Dennoch gab er bereits 1902 die gemeinsame Wohnung wieder auf, um weiter in Paris zu schaffen. Rilke hatte für sich erkannt, dass er Probleme mit einem ortsgebundenen Familienleben hatte, aber die Beziehung zu Clara Westhoff blieb dennoch lebenslang bestehen. Die finanziellen Sorgen jedoch drückten dabei schon schwer.
br>In seinem einzigen Roman "Die Aufzeichnungen des Malte Laurids Brigge" verarbeitete er einen Teil seiner Pariser Erfahrungen, die in mancher Beziehung auch Schrecken barg - jedoch auch zahlreiche wertvolle Anregungen, wie die Plastiken von Auguste Rodin und die von Werke Paul Cézanne. Neben dem Roman entstanden in dieser Zeit auch die "Neuen Gedichte" und "Der neuen Gedichte anderer Teil".

Es begann eine tiefe Schaffenskrise, die nicht weniger als zwölf Jahre dauern sollte. Dann setzte er sich mit Goethe und Shakespeare auseinander und schaffte die Duineser Elegien bis zum Mai 1912.

Als der Erste Weltkrieg ausbrach, befand sich Rilke wieder einmal in Deutschland und konnte nicht mehr nach Paris zurück. Sein gesamter dortiger Besitz wurde beschlagnahmt und Rilke verblieb während des Krieges in München. Die ungestüme Affäre mit Lou Albert-Lasard, einer Malerin ereignete sich während dieser Zeit wie auch sich zugleich die Freundschaft zwischen Vollmoeller und Rilke nun intensivierte. Im Jahre 1916 wurde Rilke zum Militär nach Wien eingezogen. Dank seiner einflussreichen Freunde schaffte er jedoch seine Entlassung bereits wieder zum Juni des gleichen Jahres.

Ab 1919 lebte Rilke in vielen Stationen in der Schweiz, immer auch der Suche nach einem geeigneten und bezahlbaren Wohnort, was sich für ihn als schwierig erwies. Im Château de Muzot fand er 1921 endgültig seine geeignete Bleibe, das sein Mäzen Werner Reinhart später erwarb und dem Dichter mietfrei überließ.

Die Duineser Elegien fanden Ihre Vollendung und der Gedichtzyklus Sonette an Orpheus entstand. Sie zählen zu den Höhepunkten in Rilkes Gesamtwerk.

Ab 1923 wurden aufgrund der gesundheitlichen Befindlichkeit mehrere längere Sanatoriumsaufenthalte notwendig und auch Paris suchte er im Jahre 1925 noch einmal für eine längere Zeit auf. In dieser Zeit entstanden viele weitere Einzelgedichte.

Die politische Ausrichtung Rilkes zeigte sich in einem Brief an die Mussolini-Gegnerin Gallarati Scotti. In seinem Schriftwechsel befürwortete er die Herrschaft Benito Mussolinis und pries den Faschismus. Rilke war bereit, in gewissem Ausmaß vorübergehende Gewaltanwendung und Freiheitsberaubung zu akzeptieren. Italien war für Rilke vorbildhaft und er vermeinte, dass es im Aufstieg begriffen sei. Die Ideen der Freiheit, der Humanität und der Internationale erteilte Rilke eine scharfe Absage.

Starken Einfluss auf sein Schaffen übten die Werke Schopenhauers und vor allem Nietzsches aus und Rilke lehnte einerseits die Jenseitsorientierung des Christentums ab wie aber auch eine einseitig naturwissenschaftlich-rationale Weltdeutung, was sich ebenfalls in vielen seiner Werke widerspiegelte. In Rilkes Weltinnenraum verbinden sich Außen- und Innenwelt auf eine eigene Weise. Seine poetisch kühnen Werke sind Zeugnis seiner Sprachgewalt und zugleich sprachlichen Sensibilität. Dass Rilke an Leukämie erkrankt war, wurde erst kurz vor seinem Tod diagnostiziert, der am 29. Dezember 1926 eintrat.

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