Biografie

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Søren Kierkegaard

Kierkegaards Eltern waren gegensätzliche Charaktere. Der herrische, kraftvolle Vater, war von etwas gebückter Körperhaltung, die Mutter mit dem rundlichen Gesicht, klein, vollschlank, und voll milder und munterer Fürsorge für ihre Kinder und Enkel. Sie konnte einigermaßen lesen, lernte aber nie schreiben. Die Bedeutung der Mutter für den Sohn ist kaum zu spüren, während der Vater sein schwermütiges Christentum auf Soren übertrug.

Der belesene Vater liebte es, mit seinen begabten Söhnen Peter Christian und Soren philosophische Gespräche zu führen. P.C. Kierkegaard bestand 1826 sein Examen in Theologie und erwarb 1829 den theologischen Doktorgrad. Er wurde theologischer Schreiber und Pfarrer, 1856 Bischof und 1867 Minister. Aber Schwermut und Angst vor Verantwortung bekamen die Oberhand, und die letzten Jahre vor seinem Tod 1888 war er geisteskrank.

Soren Kierkegaard beendet nach fleißiger Vorbereitung am 3. Juli 1840 sein Examen, und hält am 10. September um die Hand von Regine Olsen an, die er seit Mai 1837 kannte. Als Verlobter Mann bereitet er sich auf die Tätigkeit als Seelsorger vor, und hält am 12. Januar 1841 seine Probepredigt in der Kopenhagener Holmens Kirche. Gleichzeitig hatte er eine wissenschaftliche Karriere in Erwägung gezogen; für seine Disputation "Über den Begriff Ironie", die angenommen und am 29. September 1841 verteidigt wurde, erhielt er den Magister in Philosophie, was dem Doktorgrad in anderen Fakultäten entsprach. Während seiner Studienjahre hatte Kierkegaard weitgehende literarische und philosophische Studien betrieben. Er war jetzt mit dem großen Philosophen der Zeit, Hegel, vertraut. Kierkegaard deutet die Ironie des Sokrates als eine kritische Methode, die der Philosophie Piatons und Aristoteles' den Weg ebnet; wie Hegel greift er die Ironie der deutschen Romantik an, deren auflösende moralische Wirkung er kurz zuvor selbst an Leib und Seele erfahren hatte.

Die Zeit vom Herbst 1840 bis zum Herbst 1841 wurde ein rätselhaftes Jahr. Während Kierkegaard sich auf ein normales Leben vorbereitete, das Allgemeine realisieren, wie er es nannte, setzte er dazu an, die Hoffnung zu zerstören und damit Konflikten den Weg zu eröffnen, die ihn zum schöpferischen Künstler und Denker machen sollten. Als er sich, aus Liebe, verlobte, wußte er, daß eine Ehe, die Verbindung zwischen der natürlichen, gebildeten Bürgertochter und seiner schmerzerfüllten Schwermut, unmöglich war. Wohl auch aufgrund einer Schwäche, von der niemand etwas erfahren soll. Es gibt Argumente dafür, daß Kierkegaard, zeitweilig an Epilepsie gelitten hat. Nach dem dänischen Gesetz wurde "Fallsucht" aber genau wie Aussatz als "ansteckende und abstoßende Krankheit" betrachtet. Während der Verlobungszeit, die auch ihre süßen Stunden hatte, versuchte Kierkegaard, Regine dazu zu bewegen, die Verlobung zu lösen. Vergeblich. Am 11. August 1841 sandte er ihr den Ring zurück. Sie beschwor ihn, von diesem Bruch Abstand zu nehmen; er willigte ein, löste aber am 11. Oktober die Verlobung endgültig. Seine Handlungsweise sorgte für Aufregung in der Familie von Staatsrat Olsen und erregte in weiten Kreisen Aufsehen. Am 25. Oktober reiste Kierkegaard nach Berlin, wo er Vorlesungen des Philosophen Schelling besuchte. Vom Schmerz über seine Handlungsweise wurde er im Rausch der Inspiration erlöst. Als er am 6. März 1842 wieder zurück in Kopenhagen war, hatte er den zweiten Teil von Entweder-Oder fertig geschrieben, den er vorher schon zu Hause begonnen hatte und der in der Disputation über den Begriff Ironie vorweggenommen war.

Entweder-Oder und Stadien auf dem Lebensweg bilden zusammen ein mehrsträngiges Großkunstwerk wie Goethes Faust oder Wilhelm Meister. In all seinen Teilen entfaltet sich eine sprachliche Virtuosität, die in der Literatur keine Parallele hat, und eine psychologische Scharfsicht, die den philosophischen Begriffsbestimmungen entspricht, die Kierkegaard im gleichen Zeitraum in fünf ebenfalls Pseudonymen Schriften entwickelte. Stets aber ist der Dichter dabei, wenn Kierkegaard in diesen Arbeiten seinen Begriffen eine Fülle und Prägnanz verleiht, die ihm für alle Zeit einen Platz in der Geschichte des Denkens einräumt. Es bedeutet, daß wir uns Die Wiederholung vorstellen und uns erinnern können, wenn wir an Job denken, Furcht und Zittern sind Abraham und Isaak, Der Begriff Angst Adam und Eva, Philosophische Brocken Sokrates und Jesus. In der gewaltigen Unwissenschaftlichen Nachschrift zu den Philosophischen Brocken vereinen sich alle vier mit den großen Dichterwerken.

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