Advent – Die Formel von Ankunft und Entschleunigung

Ideen, wie man diese Zeit auch anders als üblich angehen kann von Christa Schyboll

Die Vorbereitung der Christen auf ihr Hochfest ist der Advent – der schlicht und einfach in der lat. Übersetzung Ankunft bedeutet. In Erinnerung an Christe Geburt hat dies eine eigene Bedeutung, die zugleich aber durchaus auch auf jeden Einzelnen zutrifft, so er sich einmal dieser Frage stellt.

Ankunft – was heißt es für mich? Bin ich angekommen? Und wenn ja wo und wozu? Die Örtlichkeit ist dabei genau so spannend wie die Sinnfrage. Was überhaupt heisst den Ankunft für mich persönlich?

Klar, ich stecke in meinem Körper und bin da erst einmal richtig. Da ich diesen Körper mit den wichtigsten Funktionen zu befehligen und nutzen weiß, scheint ein Ankommen ja irgendwie in mir selbst funktioniert zu haben. Die Örtlichkeit wäre demnach als Frage grob behandelt und bejaht. Wozu ich jedoch in mir selbst angekommen bin oder erst ankommen will, ist mehr eine psychische oder auch geistige Betrachtung, die durchaus auch mit dem zu tun hat, was man „den Sinn des Lebens“ nennt. Und sei es der eigene Sinn, den man dem eigenen Leben gibt.

Demnach wäre also zu fragen: Bin ich in meinen Gedanken schon angekommen? Ankunft meint hier: nicht nur irgendwelche Gedanken kommen und gehen lassen, sondern es zu schaffen, meinen Gedanken auch eine Kraft und Struktur zu geben, die mir wirklich entspricht. Wie gezielt, bewusst, genau das jeder einzelne macht oder am Ende noch nie versucht hat, wäre eine spannende Frage in dieser Advents- oder Ankunftszeit.

Oder gehen wir in den Bereich der Gefühle. Wo bin ich denn da schon in mir angekommen? Bin ich denn schon in der Lage, die Tiefe meiner eigenen Gefühle auszuloten? Sie oder mich so gut zu kennen, dass ich mir ihrer nicht nur gewahr bin, sondern sie auch kontrollieren kann? Oder kontrollieren sie mich? Wer kommt da eigentlich in wem an oder nicht? So ganz eindeutig ist es nicht, wenn wir uns dabei an Situationen erinnern, die geeignet sind, uns regelrecht auszuhebeln. Sei es durch Angst oder große Freude, die uns ebenso atemlos machen kann. Sei es durch Blockade oder Verdrängung. Das Spiel der Gefühle in uns ist unendlich bunt, uneinheitlich, unzuverlässig und bei den meisten Menschen keineswegs schon so, dass man von einem Angekommensein sprechen kann.

Helfen könnte die Entschleunigung. Nehmen wir uns die Zeit, Adventsstimmung zu nutzen und zuzulassen, uns einem gewissen Stress zu entziehen und uns bewusst dafür entscheiden, in den Gedanken oder Gefühlen ankommen zu wollen, so sind wir ein Stück weiter im inneren Advent.

Und was soll das bringen? … Es bringt die Bereicherung an sich selbst. Es bringt einen tieferen Zugang, der wiederum geeignet ist, mehr Selbstvertrauen, Selbstbewusstsein, Selbstachtung und –würde in sich zu vertiefen und mit einem guten Gefühl zu sich selbst zu stehen. Allein schon das dürfte dieses Bemühen um Ankommen reich rechtfertigen.

— 16. November 2009
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