Wünsche und Weihnachten

Abspecken macht frei, meint Christa Schyboll

Die Konsumorgie Weihnachten ist seit Jahrzehnten fester Bestandteil der Konsumgüterindustrie, die in diesen Wochen einen großen Teil ihres Jahresumsatzes macht. Und was die Hersteller und Vertreiber von Waren erfreut, erfreut ja auch den Konsumenten.

Zu Weihnachten wird zugelangt. Wünsche werden erfüllt, Sehnsüchte befriedigt, Herzen erfreut. Soweit so gut!

Aber mit der Befriedigung echter Wünsche ist es zumeist ja nicht getan. So vieles schlägt über den Rahmen der Befriedigung hinaus. Viele Weihnachtsgeschenke werden kurz darauf schon wieder zum Wohlstandsmüll. Es fängt bei den Kleinen an, in deren bereits überfüllten Kinderzimmern sich die Puppen, Starwars-Figuren oder was auch immer bereits stapeln und dennoch immer mehr hinzukommen. Viele Kinder und Erwachsene versinken bereits im Konsum. Kann man sich da noch freuen? Macht man mit zu viel Wunscherfüllung nicht auch die Freude allzu schnell kaputt? Oder vielmehr: Wünscht man sich das alles überhaupt noch, was man so bekommt?

Überhaupt die Sache mit der Freude! Beobachten Sie doch einmal, wer noch echte, glaubhafte Freude empfinden kann… Und wenn ja, woran? Hängt es von der Höhe des materiellen Wertes ab? Hängt es davon ab, ob sich jemand wirklich Mühe gegeben hat… und die Sache selbst ganz unabhängig vom geldlichen Wert betrachtet werden kann. Hat sich da jemand für Sie richtig ins Zeug gelegt? Mit was? Mit Körpereinsatz? Mit Phantasie? Oder doch „nur“ mit Geld?...Oder mit besonders viel schönen Emotionen, die tatsächlich das Herz wärmen?

Weihnachten wäre ein sehr guter Anlass, einmal uns selbst und unsere Mitmenschen in ihren jährlichen Automatismen zu beobachten. Dabei soll nichts verurteilt oder abgewertet werden. Es geht lediglich darum, ehrlich Bilanz zu ziehen, was vom ursprünglichen Weihnachtsgedanken denn noch im Herzen lebt? Was es mit der Besinnung und der Besinnlichkeit auf sich hat? Ob sie sich bei dem einen für Minuten in der Christmette anschleicht? Ob sie sich beim Weihnachtsoratorium im Radio einstellt? Beim vielleicht ruhigen Spaziergang im schon fast frühlingshaften Wald, dem ein Winter bisher nicht vergönnt war?

Sich Weihnachten gegenseitig zu beschenken, ist ein schöner Akt, ein schöner Brauch. Sich Weihnachten aber mit Geschenken zu überhäufen, lässt den schönen Akt auch schnell ins Perverse abgleiten. Davor sollten wir uns aus vielen Gründen hüten. Vor allem unsere Kinder, die die Sache des guten Maßes von allem ja erst erlernen müssen.

In diesem Sinne: Schöne, aber nicht zu viele Geschenke. Tiefe Besinnung und Wohlergehen für das kommende Jahr.

— 17. Dezember 2015
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