An wen denken Sie gerade?

Von den Geheimnissen der inneren Zwiesprache von Christa Schyboll

Kaum braucht man sich nicht auf eine schwierige Sache beruflicher oder sonstiger Art konzentrieren, passiert folgendes: Menschen, die wir kennen, "springen" uns in den Sinn.

Je nachdem wer es ist, denken wir aber nicht nur an sie, sondern wir "sprechen" mit ihnen nonverbal. Wir erzählen von uns, befragen sie imaginär oder teilen nur einfach etwas mit. Nicht selten, dass wir uns dabei erwischen können, dass wir dem/der-jenigen sogar schon die Antwort in den Mund legen. Nicht weil wir wollen, dass er/sie dieses oder jenes meinen soll - sondern eher weil wir überzeugt sind, seine Haltung schon vorab zu kennen. Ganz wertneutral - einfach aus Kenntnis seines individuellen Soseins an sich. Letzteres passiert natürlich meist nur mit nahestehenden Menschen.

Aber auch weniger Nahestehende können den Sprung in unser Bewusstsein schaffen. Plötzlich wie aus dem Nichts tauchen sie auf und beißen sich in unseren Gedanken fest. Das kann sehr angenehm oder auch unangenehm sein - je nach dem, wie man zu ihnen steht und welche gemeinsame Vergangenheit man miteinander hatte, sei sie kurz gewesen, sei sie Jahrzehnte schon her. An die Nahestehenden oft und häufig zu denken, empfinden wir dabei "normal", weil der Dauerkontakt quasi mit der stillen Nonverbalität seine logisch-nichtphysische Fortsetzung führt.

Das mit den "alten2 Vergangenheitsbekannten hat aber auch ein Geheimnis. Wir können uns nämlich fragen, warum dieser oder jene uns gerade JETZT in den Sinn kam, wo doch eigentlich kein Anlass bestand, an ihn/sie zu denken. Kein Auslösermoment, das weit und breit gegeben wäre z.B. durch einen Duft, Klang der Stimme, eine Namensähnlichkeit, eine charakterliche Erinnerung. Dennoch wird irgendetwas vorgefallen sein, dass wir zwar nicht objektivieren können, aber das ausgerechnet diesen speziellen Menschen hoch holte" aus der Erinnerung, während hundert andere durch den gleichen Filter aber hindurch rauschten. Und kommt es dann wiederum nicht nur an ein "denken" , sondern sogar tiefer gehender zu einer inneren Zwiesprache, passiert oft noch was ganz anderes: Die Zeit wird "geschrumpft". Plötzlich ist man wieder dort", wo man vor 10, 20 oder 50 Jahren miteinander war. Als hätte die Zwischenzeit nicht existiert. Als kenne man sich im Guten oder Bösen seit Äonen… als könne man die Zeit dazwischen für ungültig erklären. Die Gefühle von Sympathie oder Antipathie, gar Liebe oder Hass, können auf den Punkt genau wieder aufflammen und uns in innere Wallung bringen.

In solchen Momenten schlägt dann die Ausgangsfrage oft um. Dann frage ich mich: Wer denkt eigentlich wie oft an mich? Und vor allem: in welcher Weis? Wer spricht leise zu mir, sucht meine Nähe auf einer feinstofflichen, psychischen Ebene - und ich bekomme nichts davon mit!? Sind es viele oder eher ganz wenige Menschen? Habe ich mich so verhalten, dass es ein gutes Aneinanderdenken ist - oder verflucht mich da jemand innerlich, wenn er nur an mich erinnert wird!?

An den psychischen Feldern, die Menschen mittels Gedanken und Gefühlen miteinander (meist) unbewusst aufbauen, wird geforscht. Die Ergebnisse werden hoch spannend sein. Man weiß schon lange, dass Gedanken und Gefühle sich auch auf elektromagnetische Art (Wellen) "fortpflanzen" und keinesfalls im Nichts verschwinden, nur weil man selbst sie nicht mehr verfolgen kann, wenn sie einmal "losgelassen sind". Wellen, die irgendwo anschlagen, ankommen oder geistige Felder, die dabei entstehen und sich durch Raum oder Zeit nicht bremsen lassen. Manche davon treffen auf einen Resonanzboden, der zum Beispiel auch das auslösen könnte, was oben als normale Alltäglichkeit beschrieben ist. Nämlich dass es kein Zufall ist, wen ein Mensch an einen anderen ohne erkennbaren Grund intensiv denkt. Und mehr noch: sich davon innerlich tief berühren lässt.

Es werden Zeiten kommen, da wird man auch darüber viel mehr wissen. Man wird das Geheimnis von Gedanken mehr und mehr ergründen. Da stecken dann wieder neue Gefahren und neue Chancen drin. Aber seinen letzten Zauber wird man ihm nicht nehmen können. Und das ist gut so.

— 04. August 2010
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