Euro ade

Die monetäre Selbstvernichtung. Von Tom Borg

Geld ist ein Tauschobjekt, das bei Nichtgebrauch an Wert verliert, obwohl es selbst als Papier- oder Giralgeld eigentlich keinem materiellen Wertverlust unterliegt. Bewahrt man es jedoch auf anstatt es auszugeben, bekommt man für sein Geld in Laufe der Zeit immer weniger Gegenwert.

Geld bezeichnet ein allgemein anerkanntes Tausch- und Zahlungsmittel zu dessen elementarer Funktion auch die Wertbewahrung gehört. Denn würde das Geld zwischen Erwerb und erneutem Einsatz als Tauschobjekt an Wert verlieren, wäre es für Tauschgeschäfte nur bedingt verwendbar.

Dennoch verliert Geld als solches regelmäßig an Wert indem es einer Teuerungsrate unterliegt, die üblicherweise der Währung, also dem Geld, zugeschrieben wird. Teuerung, sprich Inflation, führt dazu, dass man für 100 Einheiten morgen weniger bekommt als heute.

Geld ist somit ein Tauschobjekt, das bei Nichtgebrauch in der Regel an Wert verliert, obwohl es selbst als Papier- oder Giralgeld eigentlich keinem materiellen Wertverlust unterliegt. Bewahrt man es jedoch auf anstatt es auszugeben, bekommt man für sein Geld - normalerweise - in Laufe der Zeit immer weniger Gegenwert. Geld ist somit eine schlechte Anlageform und zur Wertaufbewahrung nur bedingt geeignet. Das unterstreicht aktuell auch die Europäische Zentralbank (EZB), die Einlagen neuerdings mit negativen Zinsen belastet. Parkt eine Bank über Nacht Geld bei der EZB, so ist die Einlage am nächsten Morgen etwas weniger wert als am Abend zuvor.

Als Handlungslogik folgt daraus, dass man Geld am besten so schnell wie möglich wieder ausgeben sollte, eintauschen gegen andere, wertbeständigere Waren. Doch was ist wertbeständig? Und vor allem: was erwerben, wenn man eigentlich nichts braucht, wenn man seine Tauschreserven für die Zukunft aufheben möchte, sparen für schlechtere Zeiten?

Per definitionem ist das Geld eigentlich für solche Zwecke erfunden worden. Doch gerade diesen Zweck erfüllt es nicht. Lange Zeit täuschten Zinserträge auf dem Sparbuch darüber hinweg. Doch seit diese gegen Null tendieren, ist reines Geld ein Verlustgeschäft, dem man nur entrinnen kann, indem man Risikobereitschaft zeigt und in andere Werte investiert und dabei hofft, dass man dann, wenn man das Geld wieder als Tauschobjekt benötigt, für eben diese Werte auch wieder zumindest den gleichen Geldbetrag zurück erhält.

Geldvernichtung

Leider bekommt man im echten Leben immer seltener das zurück, was man investiert hat. Zumindest nicht, wenn man nicht im großen Stil investiert und sein Portfolio ständig optimiert. Denn wenn man auf das Kapital jederzeit zurückgreifen möchte, kann man nicht in langfriste Projekte investieren, die Geduld erfordern. Tagesgeldkonten werfen kaum noch etwas ab. Und Omas Strumpf unterm Kopfkissen ist auch nicht mehr die beste Wahl.

Wie also gehen wir um mit Geld? Wie lautet der ideale Spagat zwischen alles verjubeln und alles sparen?

Die frechste Form wäre natürlich, wenn wir alle der EZB den Gefallen tun, fleißig zu konsumieren, alles Geld ausgeben - und dann beim Staat Sozialhilfe beantragen. Damit müssten wir eigentlich mustergültige Staatsbürger sein. Naja, vielleicht nicht ganz. Das mit der Sozialhilfe wird nicht allen gefallen. Aber alles exakt bis auf den Cent zum Monatsende ausgeben ist auch nicht so einfach. Vor allem lebt man mit der ständigen Angst, dass im Fall der Fälle plötzlich Kapital benötigt wird, das nicht vorhanden ist. Dies wiederum sollte im Sinne der EZB sein, weil man dann Kredit braucht, den die Banken ja so dringend vergeben sollen, damit die Wirtschaft wieder brummt. Aber welche Bank vergibt schon einen Konsumkredit an jemanden, der mit zwei kleinen Kindern und drei Aldi-Tüten vor dem Schalter steht und 1000 Euro braucht…?!

Es bleibt also keine andere Wahl als mitzumachen bei der globalen Geldvernichtung. Wir müssen uns dabei nicht einmal anstrengen - das Geld vernichtet sich von ganz alleine. Eine großartige Errungenschaft kann es also nicht sein. Aber eigentlich wussten wir das ja schon immer: Geld ist nicht das wichtigste im Leben. Andererseits ist ohne Geld alles Nichts, wie ein beliebter Kalauer erklärt.

Dennoch bleibt der Wunsch nach einem Geld, einer Währung, die auch tatsächlich der Wertaufbewahrung dient. Es kann doch nicht sein, dass man sei Geld automatisch verliert, egal ob man es ausgibt oder nicht. Und vor allem: wenn irgendwo etwas verloren geht, dann muss es doch anderswo wieder auftauchen. Es stellt sich die spannende Frage: Wo ist dieses große schwarze Loch, das alle Euros nach und nach verschluckt…?

— 08. Dezember 2015
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