Tönungen und Farbigkeit
Blick auf die Schwarz-Weiß-Verhärtung im Konfliktfall, von Christa Schyboll
Über Krieg und Frieden wird wohl in Zukunft noch öfter zu sprechen und zu lesen sein. Und kommt es schlimm, dann auch über Tod und Zerstörung, die kein Volk will und die dennoch den betroffenen Völkern zugemutet werden. Wer noch alles da mit hineingezogen ist, wissen wir nicht. Auch wir könnten dazugehören. In welchem Ausmaß auch immer.

Was ist los in der Welt der kulturellen, geschichtlichen und politischen Farbigkeit, die sich aktuell einmal wieder als schwarz-weiß erweist, polar, diametral, sich - wie immer - in die Guten und die Bösen spaltet. Die Bösen sind dabei immer die anderen. Anders ist es ja nicht auszuhalten. Dabei ist die Wirklichkeit extrem bunt und farbig in den Facetten aller Interessen, Ängste, ja, auch Egoismen, Machtstreben, Befürchtungen, Beleidigungen, Sorgen und Was weiß der Teufel noch alles. Doch wer besitzt noch den Überblick, oder sollte man sagen: den Durchblick, all diesen bunten Facettenreichtum zwischen Aggression, Angst, Friedensbemühung und martialischer Aufrüstung so gegeneinander zu gewichten, dass man aus dem Gut-Böse-Schema aussteigt, damit es überhaupt zu richtigen, echten, authentischen Verhandlungen kommen kann.
Es ist schnell geurteilt, wenn man sich die Argumente einer Seite anhört. Zum Beispiel die der Seite der Angst, der berechtigten Angst muss man wohl sagen. Aber es gibt zwei Seiten und gegenseitige Ängste und es gibt gefährliche Zwischentöne. Es gibt Vormachtsbestrebungen, einseitig aufgekündigte Verträge, nicht gehaltene Versprechen. Mit anderen Worten: jeder kann auf ein gewisses Maß an berechtigtem Misstrauen hin verweisen. Und zu aller bisher fortgeschrittenen Eskalation werden nun neue problematische Tatsachen geschaffen, die den Blick immer tiefer in das Dilemma einer Schwarz-Weiß-Welt hineintreiben.
Diese Welt kann schnell feurig-blutrot werden. Das allerdings verspricht genau nicht einen friedlichen Weg in die Wirklichkeit der bunten Facettenwelt voller Geheimnisse, Wunder und Möglichkeiten, die man gemeinsam kreativ zum Wohle aller Völker schaffen könnte, sondern ein Weg in die Hölle von Elend, Schmerz, Krieg und Tod.
Und alle, die Frieden wollen, in allen Ländern der Erde, sind schon wieder ohnmächtig, wie paralysiert, "schauen zu" und haben kaum noch Kraft, an die Wirksamkeit einer friedlichen gemeinsamen Vision zu glauben, auf die man sich jetzt hoch konzentrieren müsste. Auch laut, deutlich, an alle Machthaber im Konflikt gerichtet, die alles Mögliche versuchen, um das Unmögliche zu verhindern, das sich gerade zur grausamen Wahrscheinlichkeit auswächst.