Energie-Diebstahl

Über Ressourcen-Verschwendung von Lebensenergie, schreibt Christa Schyboll

Energie-Diebstahl: So etwas wird es in Zukunft vermutlich vermehrt geben. Strom, Gas, Benzin, vielleicht sogar noch Kerzen und Zündhölzer, die frech geklaut werden. Aber davon spreche ich nicht. Ich spreche von der Lebensenergie, die man uns allen stiehlt, wenn man jemanden ohne Not langweilt. Wenn man ihn irgendwie in soziale Geiselhaft nimmt, ihn nötigt, bestimmte Sachen zu lesen oder Links aufzurufen, die längst bekannt oder schlecht recherchiert sind, falsch, unzureichend... oder oder oder.

Damit stiehlt man Zeit, Nerven, Kraft, Energie. Und sollten meine Beiträge auf dieser Seite auch dazu gehören, dann kann ich nur sagen: Finger weg von meiner Homepage! Es wäre geradezu unverantwortlicher Blödsinn, hier auch nur eine Sekunde Zeit seines eigenen begrenzten Lebens zu verbringen.

Muss es denn immer gleich was Neues sein? - Nein. Aber wenn schon der Reiz des Neuen fehlt, dann sollte man dennoch entweder lachen können, staunen, sich erfreuen, schmunzeln oder ein solch gerütteltes Maß an Empörung empfinden, dass daraus schon wieder eine neue Tat werden kann, die eine Situation zum Besseren ändert.

Mit anderen Worten: Es sollte Sinn machen, wenn man liest, hört, schläft, faulenzt, protestiert, isst oder Winterreifen wechselt. Sinn liegt in allem was gut tut, einem selbst, einem anderen, einer Sache, der Gemeinschaft, der Gesundheit, der Freude usw. usw. dient. Ist das aber nicht immer so? Nein. Ich kenne viele Fälle, die auch mir selbst schon passiert sind, wo nichts von alledem zutraf und ich mich auf Geheiß oder Wunsch eines Dritten mit etwas beschäftigte, dass mir anschließend die Haare zu Berge stehen ließ, weil: Unsinnig bis in den Kern. Langweilig, nervtötend... was man aber alles erst konstatieren kann, wenn man den Prozess durchläuft. Man kann es ja nicht von vornherein immer wissen!

Gut, das kann der andere ja nicht immer wissen, wo wir mit unserem eigenen Informationsniveau stehen. Deshalb sei ihm verziehen. Er meinte es nur gut, wollte dies oder das, Zustimmung oder Meinung oder auch einfach nur etwas weitergeben, weil er gern was weitergibt und sich dabei wichtig vorkommt, dass er das kann. Ein toller Akteur. Ein blinder Akteur mit hyperkinetischem Akteurverhalten. Ein wichtigtuerischer, gutmeinender Nervtöter.

Die schlimmste Sorte Akteure sind jene, die ungeprüft etwas weitergeben. Da platzt mir oft der Kragen. Sie fahren auf spannende Überschriften ab, lassen sich vom Oberflächenschein beeindrucken, ohne den Inhalt tatsächlich auch zu kennen. Sie reagieren auf Reizworte, die sie hochinteressant finden - und sind zu faul, es zu prüfen. Das würde ja Zeit und Nerven kosten. Die sollen bitte die Leser aufbringen, nicht man selbst! Aber weitergeben! Das muss sofort sein.... und damit anderen Zeit stehlen, weil diese wiederum ja - wie beispielsweise ich - höfliche Menschen sind, die eigentlich auch gern reagieren, Rückmeldung geben, analysieren. Immer in der Hoffnung: Das lohnt sich ja eventuell!?

Schluss damit! Zuviel des Gutgemeinten, dass überhaupt nicht gut war oder ist. Ungeprüftes zu senden ist in Zeiten inflationärer Melde-Lawinen incl. dem Fakemüll eine der großen modernen Sünden. Wer beichtet sie wem? Keiner. Niemandem. Denn das Problem ist, dass man sich dieses Problems als Akteur des ungeprüften Weitergebens nicht einmal im Ansatz bewusst ist. Man wird nicht einmal dafür bestraft. Ungerecht!

— 04. November 2022
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