Du liebst mich, … Du liebst mich nicht…!

Wie kann ich mir der Liebe sicher sein?, fragt Christa Schyboll

Gewissheit in der Liebe ist jene Gewissheit, die wir uns wohl mit am stärksten ersehnen und doch nicht immer bekommen können. Zumindest nicht, was die Dauer angeht. Was ist überhaupt schon gewiss, außer dem Tod, der das Leben kostet? Letztlich gar nichts. Auch nicht die Liebe. Die Liebesschwüre der ersten heißen Phase verpuffen irgendwann im Nichts.

Gewissheit in der Liebe ist jene Gewissheit, die wir uns wohl mit am stärksten ersehnen und doch nicht immer bekommen können. Zumindest nicht, was die Dauer angeht. Was ist überhaupt schon gewiss, außer dem Tod, der das Leben kostet? Letztlich gar nichts. Auch nicht die Liebe. Zu vielen Bedingungen unterliegt ausgerechnet sie, die doch die Bedingungslosigkeit so gern auf ihre Fahnen schreibt.

Die Liebesschwüre der ersten heißen Phase verpuffen irgendwann im Nichts der gemeinsam gelebten Alltäglichkeit, die alles an Pflichten für uns bereit hält wie auch an Anforderungen des Partners. Erfüllt man sie nicht ausreichend, sieht es mau aus mit der Liebe. Gewissheiten, die noch vor kurzer Zeit galten, lösen sich in Luft ohne Liebe aus und lasten schwer auf Herz und Brust.

Verlustangst ergreift da so manchen und führt ihn in Verzerrungen und Zwanghaftigkeiten, die seine ehemalige Attraktivität ein gutes Stück tiefer an den Abgrund rutschen lassen. Dort wo froher Liebeszauber einmal das Antlitz schmückte, entstehen nicht selten Kummerfältchen und Linien der Skepsis, als müsse man ständig auf der Hut sein.

Liebst du mich noch? Manchmal wird dieser kleine Satz mit dem Zusatz "überhaupt" geschmückt und gilt schon als banger Vorwurf, bevor eine wie auch immer gegebene Antwort der Kehle des Liebsten entfleucht. Als Kinder befragte man schon mal die Gänseblümchen, die mit der Anzahl von Blütenblättern die richtige Antwort wussten. War die Antwort falsch, so wurde ein neues Blümchen gezupft.

Diese Zeiten sind vorbei. Jetzt gelten unbarmherzige Gesetze. Liebe, die einmal so rein begann, verkommt zum Deal, der auf alles Mögliche ausgerichtet ist. Nur nicht auf sich selbst. Vor allen Dingen ist es ein Pakt von offenen oder nicht ausgesprochenen Übereinkünften, von Verhaltensweisen, von Kompromissen, Zugaben und sehr konkreten Leistungen. Mögen sie materieller oder immaterieller Natur sein. Und all das ist dann immer noch Liebe?

Vermutlich ist es erst der Beginn der wirklich wahren Liebe. Ein Beginn, den fälschlicher Weise viele für das Ende halten. Aber das wissen viele Menschen nicht. Die Liebe schafft sich Plattformen von Bedingungen, um dann erst nach und nach sich von diesen wieder zu entledigen. Das braucht Reifeschritte und Charakterfestigkeit der Liebenden in spe. Verliebtheit ist das Sprungbrett, der gemeinsame schnöde Alltag die Vorbereitung, und die Bedingungslosigkeit später einmal die Kür.

— 06. August 2010
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