Tabus in Medien

Sollten nicht immer tabu sein, meint Eberhard Voß

"Bild" berichtet über die Entführung eines Deutsch-Amerikaners in einem islamischen Land - und Spiegel zetert "Tabubruch". Ob deswegen, weil die "Bild" die Veröffentlichung wagte, oder deshalb, weil Spiegel sich brav an die Bitte des Krisenstabs der Bundesregierung hielt, das sei einmal dahin gestellt.

Tatsache ist: es ist eine zwischen Medien und Sicherheitsbehörden übliche Vereinbarung bei Geiselnahmen, von einer detaillierten Berichterstattung abzusehen, um das Leben der Geisel nicht noch stärker zu gefährden. Das ist auch richtig so, wenn es um eine konkrete Gefahr für die Geisel geht.

Diese Gefahr wird zweifelsohne bestehen, doch sie rechtfertigt nicht alles. Denn gerade dieses stillschweigende Abwickeln der Angelegenheit macht es erst möglich, daraus ein einträgliches Geschäft für Entführer zu machen. Damit wird eine Geisel geschützt - und andere "Noch-Nicht-Geiseln" der Willkür der Geiselnehmer ausgeliefert.

Ich erinnere mich an einen Hollywood-Film wo der Vater eines Entführungsopfers kurzerhand ein Kopfgeld auf die Entführer aussetzte - tot oder lebendig. Ersteres auszusprechen ist in einem Rechtsstaat verboten, weil es eine Aufforderung zum Töten von Menschen ist. Aber die USA machen es auch und es wird de facto durch konkludentes Verhalten der Partnerländer bis hin zur UNO geduldet und damit akzeptiert, dass es rechtmäßig ist, wenn die USA Terrorverdächtige per Drohnen ins Jenseits befördern. Warum sollen das nicht auch Angehörige von Entführungsopfern tun dürfen? Immerhin ist es da kein Verdacht mehr, sondern eine Tat.

Die laschen Reaktionen unserer Regierungen machen solche ständigen Entführungen erst möglich oder unterstützen sie sogar. Und man muss nicht erst Heiner Geißler zitieren, der im Bundestag einmal dem Pazifismus bescheinigte, er habe Ausschwitz erst möglich gemacht. Nein, schon in der Bibel steht: Auge um Auge, Zahn um Zahn. Und gerade in den islamischen Ländern sollte man diese Sprache verstehen, denn die Scharia spricht genau diese.

Wie viel sollen wir uns noch gefallen lassen? Immerhin kann ich die extremen Islamisten auch ein bisschen verstehen. Denn schließlich steht es jedem frei, Gefahren zu meiden. Und Islamistische Staaten, die einen breiten Rückhalt in der Bevölkerung haben, könnte man auch gnadenlos abriegeln. Sollen sie doch leben wie sie wollen - solange sie uns nicht belästigen. Und greifen sie uns an, dann steht es uns frei, mit brutalster Härte zurückzuschlagen.

Aber Totschweigen ebnet nur den Weg für die nächste Entführung. Wenn stillschweigend Lösegelder gezahlt oder poltische Zugeständnisse gemacht werden, dann darf sich keiner wundern, wenn die Entführer sich schon heute fragen: wen greifen wir uns als nächstes…?

— 14. August 2013
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