Deutsch in Deutschland

Über friedhofsblonde Kompostis und unserer ständigen Last mit ihnen! Von Christa Schyboll

Es gab einmal Zeiten, da reichte es, in Deutschland deutsch zu sprechen. Oder in England englisch. Dieses Zeiten sind: out. Nicht aus. Out. Sie sind ein No Go! - auch dann, wenn sie Anglizismen bescheuert finden. Aber um die geht es nicht einmal. Es geht um Neudeutsch oder Jugenddeutsch.

Die Lust junger Menschen, sich nicht nur optisch, sondern auch sprachlich vom Rest der langweiligen Welt abzusetzen, dürfte schon seit der Steinzeit Tradition haben. Aber diese Lust wird immer krasser und für viele Menschen auch immer unverständlicher in Bezug auf die Übersetzung. Gehören Sie etwa schon zur Gruppe der friedhofsblonden Kompostis, dann sind sie vermutlich etwas über sechzig Jahre alt, vielleicht schon wieder gepampert - auf jeden Fall aber bald fällig. Sie haben die ersten grauen Haare, den unglaublichen Mut, dazu auch noch zu stehen und checken ansonsten aber nicht mehr viel.

Das Krampfadergeschwader um sie herum, das leider nun ständig aufgrund von Darmträgheit rumdönert, rennt leider ja auch nur mit Schnellscheißerhosen rum und ist angesichts mangelndem Neudeutsch leider auch schrecklich gruftig.

Nur der Hirnpimper von nebenan hat Schwein. Er hat die 9. und 10. Klasse in Ethik und weiß was abgeht, aber gibt ansonsten ja auch nur den Matrizenabzieher. Seine Frau - man darf es eigentlich nicht laut sagen, aber so ist es nun einmal - ist jedoch eine echte Teletubbi-Zurückwinkertussi … also eher eine sehr schlichte Person, die von all dem nicht wirklich viel checkt. Denn nicht jeden hat der Herrgott nach seinem unerforschlichen Ratschluss mit saftigen Intelligenzquotienten überschüttet.

Der Milimeterficker von nebenan mit seiner Popelbremse, der ständig den Schlaumeier gibt, nützt uns in diesem Übersetzungschaos aber auch nicht viel, weil er den ganzen lieben langen Tag nur wie blöd auf seinem Dudelrechteck (ipod) nichts als rumhämmert und voll der krasse Autist ist.

Wir können eigentlich nur hoffen, dass beim nächsten Embryonenschubsen, also der nächsten Kinderdisco, endlich auch einmal ein paar letzte Exemplare einer ehemaligen Menschheit gesichtet werden, mit der es in irgendeiner Zukunft eine Mindestverständigung über den Ausgang aus diesem absurden Theater gibt, bevor wir ewig Gestrigen unsere Nase nur noch frustriert in die Rentner-Bravo stecken und nachlesen, was unser Arzt oder Apotheker uns empfiehlt, auch wenn wir ihn nicht um einen Ratschlag gebeten haben. Es müsste doch möglich sein, mit unseren rudimentären Restkenntnissen von deutsch wenigstens bis zum eigenen Lebensende halbwegs hinzukommen.

— 24. April 2012
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