Quelle der Klangschöpfung

Das Wunder der Sprache beleuchtet Christa Schyboll

Wir Menschen finden es ziemlich normal, dass wir sprechen und uns verständigen können. Auch wissen wir, dass es eine Reihe komplexer Vorgänge braucht und dass in der Kommunikation nicht nur Stimme und Kehlkopf von der rein physischen Seite her eine bedeutende Rolle spielen. Es braucht zusätzlich eine Vielfalt anderer Interaktionen, damit die Sprachverständigung funktioniert.

Letztlich ist der ganze Körper daran beteiligt. Doch werden wir danach gefragt, ob man auch mit der Zunge hören kann oder was es bedeutet, wenn von einer Sprachschwangerschaft eines Neugeborenen die Rede ist, wie genau sich das mit den Schwingungen, der Modulation und den Klangfarben verhält, müssen die meisten von uns wohl passen. Dabei gibt es ungemein Spannendes über die Sprachforschung zu berichten.

So werden derzeit auf der Welt zwischen 6.000-7.000 Sprachen gesprochen, Dialekte nicht mit eingerechnet. Das ist nur noch ein Abklatsch vom ehemaligen Reichtum der ursprünglich über 20.000 Sprachen. Unter diesen Sprachen gibt es unter anderem auch sogenannte Klicksprachen, wie sie beispielsweise die südafrikanischen ›Buschmänner‹ vom Volk der San sprechen. Wie uns allen bekannt ist, verfügt beispielsweise die deutsche Sprache über 5 Vokale und 21 Konsonanten nebst ein paar Umlauten. Damit kommen wir nicht nur gut zurecht, sondern haben auch sprachlich-literarische Kulturwerke von großer Bandbreite erzeugt. Und nun die San. Sie kennen nicht nur 5 sondern gleich 30 Vokale, die sie sprechen und erkennen, zusätzlich weitere 126 Konsonanten, von denen 83 wiederum zur Gruppe der Schnalzlaute gehören.

Dagegen scheinen unsere 21 deutschen Konsonanten geradezu ärmlich. Niemand, der nicht mit dieser Sprache aufgewachsen ist, könnte diese verschiedenen Laute unterscheiden. Für unser Gehör hört sich dies fast alles gleich an.

Ganz anders allerdings die Babys, die, obschon noch selbst nicht sprechfähig, diese winzigen Unterscheidungen völlig mühelos heraushören können und entsprechend darauf reagieren. Das zeigen renommierte Studien.

Allerdings gilt dies nur bis zu einem Lebensalter von einem halben Jahr. Danach verliert sich die Fähigkeit des Säuglings zum Erkennen einer menschlichen Universalsprache. Mit zirka sechs Monaten rückt jene Sprache in den Vordergrund, die seine natürliche Umgebung spricht. Auf sie wird nun der neue Fokus im Erlernen der Sprache gelegt.

Es spielt also keine Rolle, wo und vom wem ein Kind auf der Welt geboren wurde, was die Sprachentwicklung angeht. Was Kinder in diesem Alter auf natürliche Weise Enormes zu leisten vermögen, ist höchst erstaunlich und sollte uns anspornen, unsere Kinder in der richtigen und gesunden Weise bei ihren Entwicklungsschritten zu unterstützen. Manchen Eltern gelingt dies mühelos und natürlich. Anderen Eltern sind dazu Hintergrundinformationen hilfreich, die aufzeigen, was in welchen Entwicklungsstadien stattfindet und worauf zu achten ist, um eine gedeihliche Entwicklung zu fördern.

Wer über diese spannende Thematik mehr erfahren will, dem sei das Buch von Professor Rainer Patzlaff empfohlen: »Sprache – Das Lebenselixier des Kindes – Moderne Forschung due Tiefendimension des gesprochenen Wortes« (Verlag Freies Geistesleben).

— 09. Februar 2022
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