Mit den Süchten ist das schon so eine Pest. Damit die Pest aber auch genug Geschwisterchen hat, hat sich die Evolution gleich eine reichhaltige Palette von möglichen Süchten ausgedacht, die uns durch unser Menschenzeitalter begleiten können.

So ganz suchtfrei dürften nur einige wenige Asketen auf unserem Planeten sein - wobei da bei dem einen oder anderen listig zu hinterfragen ist, ob er nicht vielleicht auch schon süchtig nach Askese ist.
Bleibt man aber einmal kurz bei der Palette der Süchte, so kommen wir ins Staunen angesichts der Mannigfaltigkeit. Süchte gab es vermutlich zu allen Zeiten. Mit den jeweils neuen Möglichkeiten jedoch haben sich aber gewiss auch die Arten der Süchte erweitert und vermutlich auch gesteigert. In welchem Maße jedoch, wäre gewiss einmal eine interessante Untersuchung, für die man jedoch dann auch genug saubere Quellenangaben haben müsste, die es kaum geben wird.
Sucht und Suche hängen zusammen. Süchtig wird oftmals der Mensch, der mit seiner inneren oder äußeren Suche, mag sie bewusst oder unbewusst vonstatten gehen, nicht parat kommt und somit erfolglos bleibt. Aber das ist nur eine von vielen Lesarten zur Sucht. Auch schädliche Gewohnheiten führen in Suchtverhalten bei Menschen. Manch einer wird auch zwangsweise süchtig gemacht, um willfährig zu sein. Wie schwer es jedoch ist, eine Sucht wieder loszuwerden, wissen nicht nur Junkies, sondern das weiß fast jeder Mensch, der an seinen harmlosen Süchten schon oft vergeblich Jahr um Jahr herumgewerkelt hat.
Sucht muss weder immer schlimm oder lebensbedrohlich sein, sondern ist manchmal auch nur lästige oder unangenehme Marotte, schlechte Angewohntheit oder wunderliche Neigung. Eine unvollständige Auflistung von allseits bekannten Süchten an dieser Stelle lässt uns jedoch den Kopf schütteln, was einem alles passieren kann, wenn man nur in der entsprechenden Disposition dafür ist: Raucher-Sucht, Trunk-Sucht, Drogen-Sucht, Abenteuer-Sucht, Genuss-Sucht, Herrsch-Sucht, Fress-Sucht, Putz-Sucht, Prunk-Sucht, Fett-Sucht, Fall-Sucht, Medikamenten-Sucht, Rach-Sucht, Vergnügungs-Sucht, Kritik-Sucht, Schwatz-Sucht, Streit-Sucht, Schlaf-Sucht, Gewinn-Sucht, Sex-Sucht, Nasch-Sucht um nur einige zu nennen.
Der Versuch, sie in den Griff zu bekommen, ist enorm schwierig, wenn sie sich als echte Sucht bereits im Menschen festgesetzt hat. Sie kann Partnerschaften zerstören, das Leben zur Hölle machen oder auch in den Selbstmord treiben. Millionen Menschen sind davon betroffen. Vielleicht wäre es einfacher zu fragen, wer eigentlich ist von nicht davon betroffen? (Wobei die Aufzählung oben noch längst nicht vollständig ist).
Warum der Mensch zu all jenen Übertreibungen in die eine oder andere Richtung neigt und aus einem Gebrauch oder einem Genuss eine waschechte Sucht machen muss, ist oftmals eine Frage eines individuellen inneren Mangels, der kompensiert werden will. Mangel? In Zeiten des gigantischen Überflusses, einer Wegwerfgesellschaft, die vortrefflich lebt?
Vielleicht ist uns etwas abhanden gekommen, das gar nicht zu kompensieren ist, weil es ganz anderer Natur ist? Nur was es ist, das muss jeder für sich selbst herausfinden, der unter Suchtproblemen wirklich leidet. Findet er es heraus, könnte die Sucht nach was auch immer vielleicht sehr schnell beendet sein, weil sie keinen Nährboden mehr hat.