Gruppenbewusstsein

Menschliche und tierische Schwarmintelligenz. Von Christa Schyboll

In der Natur herrscht eine wunderbare Kooperation, die uns Menschen den Neid ins Gesicht treiben könnte. Dort gelingt Perfektion!

Mag es sich um die Staaten von Ameisen oder Bienen handeln, um die ausgeklügelte Kommunikationssprache der Wale oder auch die Kooperation aller Pflanzen im Großorganismus Wald, der mit seinen Lebewesen ein perfektes Spiel von Schönheit und Zerfall, Geburt und Vergehen spielt. Sie halten die Natur und auch die eigene Art damit im Gleichgewicht. Damit sind sie uns Menschen bezüglich dieser speziellen Form von kooperativer Gruppen-Intelligenz weit voraus.

Aber es braucht eine Einschränkung. Wir Menschen sind freie Wesen. Damit haben wir die Möglichkeit, auch zum Bösen Ja! zu sagen. Oder zu jeder Vernunft: Nein!. Davon machen wir in beiden Fällen häufiger Gebrauch, als es unserem Zusammenleben gut tut. Und vielen anderen Arten tat es nicht nur nicht gut, sondern brachte in Windeseile den finalen Garaus. Wir sind gründlich in unserer Form des Dilettantismus. Wir sagen eben oft zum Guten nein. Dafür wurden wir aus dem Paradies geschmissen. Weisheitsvolle Lebenskooperation ist uns Menschen bisher nicht ins genetische Programm geschrieben. Dazu müssen wir dann bei Vogel- oder Fischschwärmen Nachhilfeunterricht nehmen.

Menschen haben die Kollektive Intelligenz erst noch zu entwickeln. Vorher jedoch auch die individuelle, die offenbar nur in überschaubaren Einzelexemplaren erst halbwegs vernünftige Fortschritte macht. Aber der Mensch trägt ja auch den Keim einer Hoffnung in sich, wo ein Tier einen gesunden Überlebensinstinkt entwickelt. Das ist gut für unser Vorhaben, einmal eine ähnlich gut funktionierende Schwarmintelligenz in der Zukunft zu erreichen, wie unsere Mitlebewesen auf diesem schönen Planeten, die weder Bücher schreiben noch Computer bedienen können. Aber sie können so intelligent kooperieren, dass viele von ihnen mit ihrer Art sogar Millionen von Jahren überleben. Dass so einige von ihnen nur ein stecknadelkleines Gehirn besitzen, tut dem Erfolg keinen Abbruch. Vielleicht sollte uns dies dazu ermuntern, auf unserer weißen Landkarte im eigenen Kopf auch einmal neue Areale zu betreten, die einen Weg zu weisheitsvollem Handeln bahnen? An der Größe der Hirnmasse allein scheint das Problem ja nicht zu liegen.

— 15. Juli 2013
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