Botschaft und Warnung

Warum zu Weihnachten besondere Worte gewählt werden. Von Christa Schyboll

Alle Jahre wieder erleben wir Weihnachtsbotschaften, Weihnachtsgrüße und Weihnachtssegen. Politiker, Präsidenten, Papst und andere Kirchen-Oberen äußern sich in besonderer Weise zu Wort und wenden sich ans Volk. Ihre Worte und Botschaften sind eindringlich und sollen zu Herzen gehen.

All das geschieht in der Hoffnung, dass das Zentrum des Menschen für das Wesentliche des Lebens offener ist als sonst im Verlauf des hektischen Alltags. Hoffnung auch, dass das Gemüt empfänglicher ist für wichtige Inhalte, die nicht nur das Gesunde, sondern auch das Mitmenschliche und die Nächstenliebe mit in den Fokus der Betrachtungen nehmen.

Es ist die hohe Zeit der Warner, Mahner, Hellseher, Verkünder, Zeichendeuter und Rufer in der Wüste des Konsums.

Speziell die produzierte Überfülle der Konsumgüter, der damit verbundene Ressourcenverbrauch, die Verschwendung, die Umweltbelastung und vieles mehr stehen zu Recht am Pranger und werden in den Weihnachtsbotschaften den Menschen kritisch vor Augen gehalten. Gleichzeitig aber ist das Weihnachtsfest wie kein anderes im ganzen Jahr eine Konsumorgie ohne Gleichen. Ein Paradox. Warnung und Wirklichkeit gehen eine fatale Symbiose zur gleichen Zeit miteinander ein. Das, was den Staat reich macht, die Wirtschaft prosperieren lässt und so viele Sehnsüchte befriedigt wird nun einer Generalkritik unterzogen, die es oft in sich hat.

Das Problem dabei: Die Argumente gegen den überbordenden Konsum sind gut, klug und nicht von der Hand zu weisen. Wir wissen es alle. Doch allzu wenige sind es nur, die diesem Wissen auch konkrete Taten einer notwendigen Zurückhaltung folgen lassen.

Alles ist beschleunigt in dieser Zeit der eigentlich erhofften Muße. Im Hier und Jetzt leben nur wenige. Rastlosigkeit und Kurzatmigkeit kennzeichnen den Alltag vor dem Fest. Man kann sich zu Recht fragen, wie gesund man eine solche Kultur noch bezeichnen kann und was es mit dem wahren inneren Weihnachten noch zu tun hat. Der, der es sich fragt und auch selbstkritisch beantwortet, hat es leichter auszusteigen. Er hat nämlich dank eigener Erkenntnis dann auch die Kraft des Neins gegen den Wahn einer überbordenden Konsumgesellschaft incl. aller krankmachenden Faktoren genau zu jener Zeit, die doch innere Einkehr zur Gesundheit des Gemütes fordert.

Ein Nachdenken über das eigene Verhalten ist ein guter Beginn für den Ausstieg. Und dieser Ausstieg kann der Beginn eines neuen Einstieges für eine neue Art von Ankunft und Entschleunigung sein, die auch dem modernen Menschen ein inneres Weihnachten erlebbar macht, das seinen authentischen Charakter spürbar heilsam hinterlässt.

— 18. Dezember 2015
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