Würden Christen ihre traditionelle Weihnachtszeit vom ersten Advent an so entschleunigt verbringen, wie es ursprünglich angedacht war, bräuchten sie heute nicht all die vielen Ratgeber zur Entstressung und Beruhigung für ihre Nerven lesen oder hören.

Würden Christen ihre traditionelle Weihnachtszeit vom ersten Advent an so entschleunigt verbringen, wie es ursprünglich angedacht war, bräuchten sie heute nicht all die vielen Ratgeber zur Entstressung und Beruhigung für ihre Nerven lesen oder hören.
Aber so läuft es nicht. Im Gegenteil. Von nicht wenigen Zeitgenossen wird gerade die Vorweihnachtszeit als die besonders große Hetze des Jahres empfunden. Schuld sind die eigenen Ansprüche und auch die, die man von den anderen als unausgesprochene Erwartungshaltung ebenfalls noch mit erfüllen soll oder will. Daraus entsteht zumeist nur Stress, der in Frust oder Verzweiflung enden kann.
Wie dumm das ist, weiß jeder. Wie man sich daraus tatsächlich befreit, wissen auch viele. Warum sie es aber nicht tun, bleibt das große Geheimnis. Hört man die Klagen seit vielen Jahren, so entsteht ein erstauntes Fragezeichen angesichts der Tatsache, was Menschen sich alles so freiwillig antun. Weihnachtsgewühl, Weihnachtsgewusel, Stress mit den Parkplätzen fürs Auto, überfüllte Züge, lange Schlangen an den Kassen und überall das Lied "O, du Fröhliche". Es ist zum Weglaufen.
Wer dabei fröhlich bleibt, hat beste Nerven und braucht keinen Ratschlag. Vielleicht hat er jedoch auch dann schon genug Glühwein getrunken? Wer von Verzweiflung gepackt wird, weil er den Ausstieg aus dem kommerziellen Weihnachtswahn wieder einmal nicht schaffte, der kann gerne zum daoistischen Wu Wei greifen.
Wu Wei wird definiert als Nichthandeln im Sinne von "Enthaltung eines gen die Natur gerichteten Handelns". Und hierbei dürfte es sich um den Stress so mancher Weihnachtseinkäufe wohl handeln. Dabei bedeutet Wu Wei nicht, dass man etwa gar nicht handelt, sondern nur, dass die eigenen Handlungen spontan mit dem Dao entstehen und so das Notwendige durchaus getan werden kann. Blinder Aktionismus ist also nicht angesagt, eher ein Spaziergang im Wald. Oder ein Konzert in der Stille der heimischen vier Wände.
Wichtig ist, dass man in den Zustand der inneren Stille kommt, wie es die christliche Tradition ja ebenfalls empfiehlt und dem Wu Wei ganz nahe ist. Mit dieser inneren gereiften Haltung wird Weihnachten wunderschön. Egal, wie und wo es stattfindet. Das Wesentliche ist in Herz und Bewusstsein eingeschlossen und hat eine heilende Wirkung in uns, die sich auf andere Mitmenschen vielleicht auch übertragen lässt.