Ordentliche Weihnachten sind auch ein kulinarischer Höhepunkt zum Jahresabschluss. Verpatzt man diesen, gibt’s Zoff. Was auf den Tisch kommt, hat spektakulär gut zu sein. Ob es auch eindrucksvoll aufwändig wird, muss noch entschieden werden. Doch von wem, um Himmels Willen?

Etwa von dem, der die meiste Arbeit damit hat? Oder dem, der am genussvollsten zu genießen versteht? Oder dem, der all die teuren Zutaten bezahlt? Oder dem, der Ehrengast an diesem hohen Tage sein wird? Oder dem, der sich später für die niederen Spüldienste hat freiwillig einteilen lassen?
Wie wäre es mit dieser neumodisch-griechischen Idee einer Volksbefragung? Vielmehr seinem kleinen Bruder, der Familienvolksbefragung? Das wird allseits begrüßt. Das ist gerecht, jeder hat seine Chance. Herbert will Honigente, Anna hasst Geflügel, Timmy findet Haifisch gut. Die Pubertät hat ihn am 2. Advent hinterrücks überfallen und fordert den Tribut der unbedingten ökologischen Abgrenzung zu seinen Erzeugern. Susi will rein vegetarisch. Sie pocht auf die Friedensbotschaft zu Weihnachten, obschon längst zu den Atheisten konvertiert. Josef will ein Steak. Blutig. Das will er immer. Auch deshalb, weil er so selten mal eines bekommt. Mary-Jane, typisch angeheiratete Verwandtschaft aus Illinois, will Truthahn! Abdul Khan, der Ehrengast, möchte die Brücke zu allem mit Couscous schlagen. Couscous mit Honigente oder Truthahn vegetarisch?
Die Volksbefragung misslingt. Man hat, nach guter FDP-Manier, die falschen Fragen auf die falsche Art gestellt, aber immerhin noch zur rechten Zeit. Denn man kann noch eine durchführen. Es ist noch eine Woche Zeit. Falsch war, dass man die freie Wahl gelassen hat. Richtig ist, die Befragung muss eingegrenzt werden. Eine Kommission aus drei Leuten entscheidet über die Form der Eingrenzung. Es wird eine sehr lange und anstrengende Sitzung. Dann ist der Stimmzettel perfekt. Jeder darf mit Ja oder Nein antworten. Die Frage am Ende lautet: Möchtest Du mit uns Á la Cart essen gehen oder möchtest Du Dir zu Weihnachten selbst etwas in die Pfanne hauen. Das Ergebnis ist eindeutig. Alle gehen essen. Jeder bestellt, was er will. Die familiäre Volksbefragung war erfolgreich. Weihnachten dieses mal auch!