Treue-Prämien und Bonus-Punkte

Reine Abzockaktionen der Anbieter meint Tom Borg

Verdient wird mit Treue-Prämien und Bonus-System kräftig. Nicht nur die daran beteiligten Service-Unternehmen, nein, auch die Betreiber selbst machen mehr Umsatz - dank der Erwartungshaltung der Käufer, die den verlockenden Punkten zuliebe manches Produkt kaufen, das sie ohne Bonus-System vermutlich auch etwas billiger nicht gekauft hätten.

Das aktuelle PR-Desaster von Shell zeigt einmal mehr, welch Unsinn Treue-Prämien und Bonus-Systeme sind. Mir persönlich waren diese ganzen Punkte-Kärtchen und Rabattmarken, die ich irgendwo draufkleben und einreichen soll, schon immer zu blöde. Für mich ist das einfach Schwachsinn hoch zehn.

Treu bleibe ich einer Marke oder einem Anbieter wenn die Qualität und der Service stimmen. Dazu gehört in gewisser Weise natürlich auch der Preis. Doch gerade dieser wird zum zentralen Instrument der Kundenveräppelung, wenn man sich die üblichen Bonus- und Treue-Systeme anschaut. Fast immer werden diese von externen Firmen betrieben. Firmen, die sich für ihre Dienstleistung gut bezahlen lassen. Und selbst wenn eine Firmenkette ein Belohnungssystem in Eigenregie aufzieht, kostet dies einiges an Verwaltungs- und Durchführungsaufwand, der letztlich in Euro bewertet und auf die Preise der Waren oder Dienstleistungen aufgeschlagen wird. Macht man sich diesen Umstand klar, dann wird einem in vollem Umfang bewusst, wie viel Luft da eigentlich noch in den Handelspreisen drin steckt. Denn zu verschenken hat ja keiner etwas. Alle wollen verdienen.

Verdient wird mit Treue-Prämien und Bonus-System kräftig. Nicht nur die daran beteiligten Service-Unternehmen schreiben dicke Rechnungen; nein, auch die Betreiber selbst machen mehr Umsatz - dank der Erwartungshaltung der Käufer, die den verlockenden Punkten zuliebe manches Produkt kaufen, das sie ohne Bonus-System vermutlich auch etwas billiger nicht gekauft hätten. Seriosität sieht anders aus…!

Dabei könnte es doch so einfach sein. Die Händler sollten statt ihrer dicken PR-Kampagnen einfach eine schlichte Infotafel platzieren mit dem Inhalt: "Lieber Kunde, bei uns müssen Sie nicht lange Punkte sammeln. Hier bekommen Sie sofort Qualitätsware mit gutem Service zu knapp kalkulierten Preisen." Den Kunden freute es, denn er bekäme seine Belohnung sofort - in Form eines günstigeren Preises. Wenn auch die Qualität stimmt, kommt er gerne wieder.

Wozu also Bonus-Systeme und Treue-Prämien, die an Mengen gebunden sind? Wollen da Unternehmen mangelhafte Qualität kaschieren nach dem Motto: schaut nicht so genau hin, am Ende gibt's eine Belohnung obendrauf? Oder wollen uns die Boni-Händler durch die Blume mitteilen, dass sie ihre Kunden für zu dämlich halten, um Qualität und Service zu erkennen? In beiden Fällen fühle ich als Kunde mich radikal abgezockt. Und deshalb besteht meine Treue darin, solchen Systemen und Händlern den Stinkefinger zu zeigen und bei missratenen PR-Aktionen a la Shells Kindle-Aktion kopfschüttelnd lächelnd all jenen, die keinen abbekommen haben in Gedanken zuzurufen: Ja habt ihr denn ernsthaft geglaubt, unterm Strich einen Vorteil davon zu haben…?!

— 04. Mai 2014
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