Dante Alighieri über Möglichkeit

  • Der eine wartet, daß die Zeit sich wandelt,
    der andere packt sie kräftig an und handelt.

Dante Alighieri

italienischer Dichter und Politiker

* Mai 1265 Florenz (Italien)
† 14.09.1321 Ravenna

Gedanken von Christa Schyboll zum Zitat

Dante Alighieri, der Dichter, Philosoph und Schöpfer der "Göttlichen Komödie" beschreibt in seinem Zitat zwei unterschiedliche Charaktere, die die beiden Seiten einer Medaille verkörpern: Der Abwartende und der Handelnde. Dem Zitat ist dabei keine Wertung zu entnehmen, sondern nur die reine Feststellung, wie verschiedenartig man mit den Dingen der Welt und des Lebens umgehen kann.

Betrachtet man Entwicklungsverläufe, so sehen wir immer wieder den Wechsel von Dynamik und Ruhephasen. Auch im Leben des Menschen wiederholen sich diese Gesetzmäßigkeiten beispielsweise dann, wenn wir ein- und ausatmen, wenn wir schlafen oder wachen, wenn wir aktiv oder passiv sind.

Die Bewunderung bekommt meist derjenige, der aktiv handelt und gestaltet. Sein Einsatz ist für aller Augen so offensichtlich, sein Fleiß ist klar strukturiert. Hier offenbaren sich Kraft und Wollen, das in Taten fließt. Ihm ist die Anerkennung sicherer als demjenigen, der sich dem gegenläufigen Rhythmus der Ruhe verschrieben hat.

Hier wird die Sache komplizierter. Denn der passiv Abwartende kann seine Inaktivität aus sehr verschiedenen Motiven heraus schöpfen. Es kam die pure Bequemlichkeit sein, die man auch als Faulheit beschimpfen könnte. Dieser Typus lässt gern die anderen für sich schaffen und lehnt sich gern gemütlich in den Sessel des Lebens zurück. Er harrt in Ruhe der Dinge, die da noch kommen. Sein Ehrgeiz ist gebremst, falls überhaupt vorhanden und er nimmt dann die Sache wie sie ist. Selbst Hand anzulegen kommt ihm nicht in den Sinn. Und wenn doch, dann nur auf einem Minimalkonsens, der ihm möglichst schnell wieder seine Ruhe und Bequemlichkeit beschert.

Eine andere Form des Abwartens ist eine Kunst, die viele in ihrer Qualität noch nicht erkennen. Das sind Menschen, die von ganz anderen Sichtweisen getrieben sind und ihr Handeln darauf einstellen. Und dieses Handeln kann auch ein Nichthandeln sein. Das ist in diesem Fall eine höchst aktive Passivität, die einiges an innerer Kraft erfordert. Dazu gehört zum Beispiel der Weitblick für die Sache, die vielleicht eine gewisse Ruhephase zur Reifung oder Entwicklung braucht. Dazu gehört auch das Vertrauen, dass eine Nichteinmischung in bestimmten Fällen die viel bessere Entscheidung ist. Denn zu viel der Aktivitäten können auch schnell in schieren Aktivismus ausarten. Aktivismus bedeutet aber, dass ein allzu großer Drang das Ziel gefährden kann.

Menschen, die abwarten können, Geduld aufbringen, Vertrauen zeigen sind neben jenen, die sinnvoll aktiv und schöpferisch kreativ sind, wichtige Ergänzungen, die ein Vorhaben zu einer runden und gelungenen Sache machen können, wenn sie denn im rechten Moment und der richtigen Art und Weise miteinander wirken.

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