Galileo Galilei über Bewegung

  • Und sie bewegt sich doch!

Galileo Galilei

italienischer Mathematiker, Physiker und Astronom

* 15.02.1564 Pisa
† 08.01.1642 Arcetri

Gedanken von Christa Schyboll zum Zitat

Hat er oder hat er nicht? Unter Historikern ist und bleibt es umstritten, den berühmten Ausspruch »Und sie bewegt sich«, klar Galileo Galilei, dem italienischen Universalgelehrten des Spätmittelalters, zuzuordnen. Lange galt dies als unumstritten. Nach heutigen Mutmaßungen käme eventuell auch Giordano Bruno infrage, der auf dem Scheiterhaufen diese Erkenntnis zuvor ausgerufen haben soll.

Es wird wohl niemals zu echten Beweisen klarer Zuordnungen kommen können, weil niemand mit Gewissheit sagen kann, ob Galilei nicht doch vor Zeugen dieses berühmte Zitat aussprach, ohne dass es deshalb auch protokollarisch in die Prozessakten der Inquisition einging.

Was war passiert? Galileo Galilei hatte aufgrund seiner Forschungen und Beobachtungen herausgefunden, dass der bis dahin unumstrittene Ptolomaios sich geirrt hatte, als er behauptete, dass sich die Sonne um die Erde dreht. Wie wir heute längst wissen, ist es umgekehrt. Doch mit dieser alten Vorstellung des geozentrischen Weltbildes, wonach die Erde der Mittelpunkt sei, um den sich die Sonne und alle Planeten bewegten, waren auch kirchlich-religiöse Aspekte des Glaubens verbunden. Die Kirche war zu Galileos Zeiten jedoch die Instanz, die darüber befand, was richtig oder falsch war, was man zu glauben oder abzulehnen hatte. Unseliger Weise war es auch die Zeit, wo solcher Glaubensfrevel mit Folter oder Scheiterhaufen geahndet wurden.

Irgendwann war das Maß für die Kirche voll, dass Galileo ein neues Wissen behauptete, dass nicht in die Vorstellungen des Weltbildes der Kirche passte. So wurde er nach Rom vors Inquisitionsgericht bestellt. Im Zusammenhang mit seiner Haft und den Befragungen soll der berühmte Satz »Und sie bewegt sich doch!« gefallen sein… Wer bewegt sich: Die Erde – die sich wiederum um die Sonne dreht.

In den Prozessakten fand man den Satz nicht. Aber heißt denn dies zwangsläufig, dass er deshalb etwa nicht von Galileo Galilei gesprochen sein kann? Denn was dieser Satz letztlich aussagt, ist exakt das, was er durch seine Forschungen herausgefunden hat und sich somit voll mit seiner neuen Erkenntnis deckt. Was denn, wenn Galileo diesen Spruch leise tat? Jenseits des Protokolls. Was, wenn er ihn auf den Fluren oder im kleinen Kreis tat, wo zwar nicht mitgeschrieben, wohl aber gut zugehört wurde?

Giordano Bruno oder Galileo Galilei?

Alles ist möglich. Manche Historiker vermuten, dass Galileo Galilei den Spruch von Giordano Bruno übernommen haben soll. Doch ist das glaubwürdig? Die beiden sind sich offenbar niemals begegnet. Dennoch scheint es nahezuliegen, dass auch Bruno zu ähnlichen oder teils gleichen Erkenntnissen kam. Und das ganz unabhängig von Galileo. Damit könnte auch er den berühmten Satz gesprochen haben.

Giordano Bruno, war als Priester, Philosoph und Astronom aufgrund seiner Berechnungen und Beobachtungen des Sternenhimmels überzeugt, dass der Weltraum unendlich sei und das Universum von ewiger Dauer. Damit stellte er sich, wie auch Galileo Galilei, ebenso gegen das geozentrische Weltbild. Dachte man seine Thesen weiter, so gab es plötzlich keinen Raum für das Jenseits, was zu schweren gedanklichen Verwerfungen im christlichen Glauben hätte führen müssen, wenn man dieser These gefolgt wäre. Die Christenheit mit solchen neuen Irrlehren in ihrem Glauben zu verunsichern, konnte der Klerus nicht verantworten. Die daraus entstehenden Folgen, so fürchtete Rom, waren unabwägbar.

Was für Bruno folgte, waren Kerker, Folter und Feuertod. Bis zum Jahr 1966 im Zuge des II. Vatikanischen Konzils blieben seine Bücher auf dem Index der verbotenen Schriften, was davon zeugt, wie brisant die Kirche solche Lehren bis in unsere Zeit betrachtete.

Doch ist es letztlich wichtig, ob beide oder einer von beiden diesen Satz wörtlich oder sinngemäß sagte? Vielleicht ist es von Bedeutung im Sinne einer nachweislich korrekten Zitatangabe, nicht aber wirklich im Sinne des Wesentlichen. Beide Gelehrten waren Vordenker ihrer Zeit. Ihre neuen und richtigen Gedanken erhielten teilweise aber erst zu viel späteren Zeiten auch den Beweis der Richtigkeit. Und beiden war gemeinsam, dass sie mit unbeugsamen Willen ihre neue Erkenntnisse gegen den Geist ihrer Zeit verteidigten. Für Bruno brachte es den Tod, für Galileo Galilei den Entzug seiner Lehrtätigkeit, was einer Verbannung gleichkam.

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