Lao-Tse über Ruhe

  • Die größte Offenbarung ist die Stille.

Lao-Tse

chinesischer Philosoph und religiöser Reformer

* um 340 vChr

Gedanken von Christa Schyboll zum Zitat

Im Zustand der Stille passiert wohl nicht viel – denkt man gemeinhin. Was das Äußere der Welt betrifft, mag es soweit ja auch meist stimmen. Überträgt man es jedoch auf das Innere im Menschen, dann befindet man sich auf einer anderen Ebene des Seins, wo die Dinge anders liegen können.

In Meditation geübten Menschen fällt es leicht, im Lärm und der Unruhe des Alltags ganz bei sich zu bleiben, sich zu versenken. Dem dauergestressten Normalbürger fällt es zumeist schwer. Sein Hirn ist überfüttert mit Informationen. Seine Gedanken mögen um dieses und jenes an Sorgen und Problemen kreisen, ohne aber diesen Bannkreis nach längerem Nachdenken mit einer guten Lösung verlassen zu können.

Was jedoch passiert, wenn sich der meditativ ungeübte Mensch tatsächlich einem Raum der inneren Stille konsequent anvertraut? Es kann zunächst sehr laut werden. Denn nun passieren andere Prozesse, die sich die Aufmerksamkeit erobern. Von Stille ist man noch ganz weit entfernt – mag die Umgebung noch so lautlos sein. Man kommt an tiefere Schichten und beginnt mit gedanklichen Wendungen, die die bisherigen Sorgen in neuem, anderen Licht erscheinen lassen. Während sich alte Türen schließen, gehen neue Türen wie von Zauberhand auf. Und noch immer ist die Stille unendlich weit.

Die Seele meldet sich. Sie klopft zart oder heftig bei uns an und hat uns Dinge mitzuteilen, für die wir bisher keine Ohren hatten. Eine feine leise Stimme in wird nun vernehmbar. Schon immer war sie in uns, aber bekam meist kein Gehör. Wir tauchen in die Tiefenschichten unseres Seins.

Gibt man diesem sich ständig verändernden Prozess ausreichenden Raum, verändert sich alles. Unsere Sichtweisen, unser Empfindungen, unsere Gedanken. Vielleicht beschließt der eine oder andere: Genug gekämpft! Genug der Argumente und Gegenargumente, Schluss mit all den Sorgen, die sich häufig auf die Zukunft beziehen, was alles passieren könnte, wenn… Hin in die leisere selbstkritische Gedankenwelt, die uns fragen lässt, warum wir ständig unter Ängsten leiden, die keine wirkliche Substanz haben, sondern Ausgeburten unserer Gedanken sind. Es sind häufig Vorschussängste auf eine unberechenbare Zukunft hin. Warum nur haben wir so wenig Vertrauen in das Leben selbst?

Man geht weiter und weiter und ist dennoch immer noch weit von dem entfernt, was Laotse meint. Doch die Sehnsucht des Geistes lockt uns in diese noch unbekannte Stille hinein. Dort ist Frieden… Jeder geht seinen Weg dahin auf seine Art. Betritt man diesen inneren Raum, wird er zur Offenbarung.

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