Biographie

Rückkehr nach Graz zum geistigen Berufe

Im Jahre 1846 kehrte Jakob Lorber, nachdem er seine Aufgabe in Oberkärnten gelöst hatte, wieder nach Graz und zu seinen früheren Verrichtungen zurück, die er nun durch mehr als ein Jahrzehnt emsig fortsetzte. Erst im Jahre 1857 entfernte er sich von dort noch einmal für einige Monate, indem er sich mit zwei vorzüglichen Meistern im Harfen- und Gitarrespiel verband und mit ihnen auf einer Rundreise in den Hauptstädten der österreichischen Kronländer Konzerte gab, bei welcher er sich auf seinem Lieblingsinstrumente, der Violine, produzierte.

Bei seiner Rückkehr nach Graz nahm er seine Tätigkeit als Musiklehrer wieder auf, bleib aber auch mit seinen bisherigen Reisegefährten noch eine Zeitlang in Verbindung und gab mit ihnen bei Veranstaltungen an öffentlichen Orten noch zeitweilig Musikproduktionen, die vom Publikum stets mit Beifall aufgenommen wurden.

Indem Lorber auf solche Art sowohl auf seiner Rundreise in öffentlichen Konzertsälen oder auch später in der Heimat an verschiedenen Unterhaltungsorten gleichsam berufsmäßig als ausübender Musiker auftrat, verfolgte er dabei zweierlei Zwecke. Er wollte dadurch nämlich einerseits einen lohnenderen Erwerb erzielen, als sich bei dem mühsamen und dennoch spärlichen Verdienste durch Stundengeben erreichen ließ, andererseits aber gedachte er auch, gewisse Späherblicke, von welchen er sich wegen seines geheimnisvollen Schreibens mißtrauisch und mißgünstig beobachtet glaubte, von diesem ab und mehr auf seine musikalische Berufstätigkeit hinzulenken. Nichtsdestoweniger fühlte er sich aber doch bei seinem Broterwerbe, wiewohl er mit seinen Gefährten stets nur auf einer erhöhten und reichbeleuchteten Bühne spielte, immerhin etwas gedrückt. Und es ist charakteristisch für seine Denkweise, daß er mehrmals äußerte: Gott habe ihn wohl in diese Lage versetzt, um seinen Künstlerstolz, der sich manchmal in ihm geregt habe, dadurch zu demütigen.

Zudem nahm er bald wahr, daß er durch diese Nebenbeschäftigung, wenn er gleich den Vormittag größtenteils am Schreibtische zubrachte, doch allzusehr zerstreut und von dem, was er längst als seinen eigentlichen Lebensberuf anzusehen gewohnt war, zu sehr abgezogen werde. Er gab dieselbe daher bald wieder ganz auf und begnügte sich damit, seinen Unterhalt sich fortan lediglich durch Musikunterricht und mitunter auch durch Klavierstimmen zu verschaffen. Freilich konnte dieser Verdienst, wenngleich Lorbers Bedürfnisse überaus bescheiden waren, doch in den späteren Jahren, als er zu den damit verbundenen vielen und oft weiten Gängen schon zu gebrechlich geworden war, nicht mehr ausreichen, und da halfen dann freiwillig dargebotene Freundesgaben wohlwollend nach.

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