Ärztliche Kundgaben
Auch kamen Fälle vor, wo Lorber zwar nicht als eigentliches Heilmedium, das heißt, durch eine von ihm selbst ausgehende Heilkraft, sondern nur als sogenanntes medizinisches Medium heilend wirkte, daß er nämlich das von Geistern angeordnete Heilverfahren kundgab, dessen Anwendung dann manchmal von geringem, manchmal aber auch von überraschend günstigem Erfolge begleitet war.
So übermittelte er mir am 19. Mai 1852, als ich wie seit einer Reihe von Jahren wieder in das Wildbad Gastein zur Kur abreisen wollte, eine Weisung von Seite jenes liebreich besorgten Geistes, dessen ich zuerst erwähnte. Sie lautete dahin, ich solle in diesem Jahre nur sieben Bäder von nicht längerer Dauer als von höchstens zwölf Minuten nehmen. Die ersten Bäder bekamen mir aber so gut und ich befand mich nach dem siebenten Bade so ausnehmen wohl, daß ich, die erhaltende Mahnung nicht achtend, meinte, es sei doch schade, die in diesem Jahre so trefflich zusagende Badekur vorschnell und, abgesehen von jener unverbürgten Mahnung, ganz ohne Grund abzubrechen. Ich setzte diese also fort. Das achte Bad schien schon weniger gut anzuschlagen, und nach dem neunten bekam ich Eingenommenheit des Kopfes und Schmerzen in den Zähnen, verlor Schlaf und Appetit und fühlte mich im ganzen so unwohl, daß ich den Badearzt Dr. von Königsberg zu Rate zu ziehen für nötig fand. Dieser untersuchte meinen Zustand und verordnete, daß ich den Gebrauch des Bades ein paar Tage lang aussetzen und dann wieder kommen soll. Ich tat wie er mir geraten hatte und stellte mich dann wieder bei ihm ein. Er wiederholte seine Untersuchung und sagte darauf: "Gehen Sie nicht mehr in das Bad. Sie haben für dieses Jahr genug. Ihre Natur ist gesättigt." Ich befolgte seinen Rat, atmete noch einige Tage die herrliche Alpenluft, reiste dann ab und genas das nächste Jahr hindurch der besten Gesundheit, als hätte ich wie gewöhnlich meine ganze Badekur pünktlich durchgemacht. In den darauf folgenden zwei oder drei Sommern nahm ich in den berühmten Quellen wieder meine üblichen 21 bis 25 Bäder mit dem besten Erfolge. In einem der späteren Jahre erhielt ich aber durch Lorber wieder die Geistervorschrift, in diesem Jahre nur neun Bäder zu nehmen. Allein das behagliche Gefühl erhöhter Lebenskraft, welches sich nach den gestatteten neun Bädern eingestellt hatte, war so groß, daß ich Schwachgläubiger mich dadurch neuerlich zur Fortsetzung des Badegebrauches verleiten ließ - leider mit dem gleichen Mißerfolge wie im ersten Falle. Nach dem elften Bade fanden sich nämlich wider alle jene Übelstände ein, welche damals hervorgetreten waren, und der Badearzt verbot mir auch dieses Mal, meine Natur noch ferner mit dem Gasteiner Agens zu überladen. Die elf Bäder äußerten aber das folgende Jahr über dieselbe gedeihliche Nachwirkung, wie sonst der gewohnte dreiwöchentliche Kurgebrauch.
Ein anderes Mal litt ich längere Zeit an einer Nervenschwäche, welche nicht nur meine körperliche Integrität angriff, sondern auch mein Gemüt niederdrückte und selbst meine geistigen Funktionen benachteiligte, indem eine gewisse Zweifelsucht und Ängstlichkeit mich in der Führung meiner Privat- und Amtsgeschäfte in peinlicher Weise hinderte und beeinträchtigte. Lorber, hierüber um Rat ersucht, erhielt hierauf durch seine inner Stimme folgendes Heilmittel für mich: "Nimm roten, ungerichteten (Natur-)Wein und Olivenöl, das rein ist, und reibe dir damit morgens und abends die Brust, den Rücken, das Genick, am Abend aber auch das Haupt und ganz besonders die Schläfen im Glauben und Vertrauen an den Herrn ein; doch sollst du in dieser Zeit dich vom Kaffee und schlechten Weine enthalten." Nachdem ich dieses Heilmittel vier oder fünf Tage angewendet hatte, fühlte ich mich an Leib und Seele wieder so gekräftigt, daß ich bei wiedergewonnener Heiterkeit, Entschlossenheit und Tatkraft allen meinen Obliegenheiten mit gehobenem Mute wieder wie sonst entsprechen konnte. Die gleich günstige Wirkung äußerte diese, wie Lorber sie fernerhin nannte, "evangelische Salbe" auch später zu wiederholten Malen, wenn ich sie in langen Zwischenräumen gegen ähnliche Rückfälle oder beim Eintritte lediglich körperlicher Schwächezustände an einem vor Jahren verletzten Fuße in Anwendung brachte. Zur Steuer der Wahrheit muß ich hier befügen, daß ein anderes Heilmittel, welches er mir für dieses Fußübel empfahl, entweder wegen der zu starken Dosis der angeordneten Medikamente oder wegen der von mir zu heftigen Anwendung desselben, ungünstig wirkte.